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Stilexperimente

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Die Literaturexplosion in Süd-und Mittelamerika seit 20 Jahren, mit sechs- bis siebenstelligen Auflagenziffern, hat auch Europa erreicht, nur auf deutschem Sprachgebiet ist die Wirkung eher mäßig geblieben.

Der hiesige Bücherfreund kennt Jorge Borges, die Nobelpreisträger Miguel Angel Asturi-as und Pablo Neruda, aber die Auf lagenmillionäre Carlos Fuen-tes, Mario Vargas Llosa sind ihm nicht allzu geläufig; der Argentinier Julio Cortazar (geb. 1914) ebenfalls nicht, wiewohl etliche Werke von ihm deutsch vorliegen. Seit einiger Zeit auch sein Hauptwerk „Rayuela", dessen Originalfassung 1963 herauskam.

Der mit Stilexperimenten gespickte Band war nicht leicht zu übertragen. Da gibt es Neubildungen von Wörtern und Begriffen im argentinischen Spanisch für unser Idiom nachzuahmen, ferner einen Vortrag, der absichtlich das „flüssige Lesen" unmöglich machen will.

Von den drei Teilen sind die ersten zwei angeblich normal erzählt, der dritte hat keinen fortlaufenden „Sinn", will nicht der Reihe nach gelesen sein: Ein „Wegweiser" vorne gibt an, wie man vorgehen soll. (Ähnlich wie beim „Lexikonroman" von Oko-penko.) Ein Roman im herkömmlichen Sinn ist das Buch von Anfang an nicht.

Es spielt (geistig verspielt) zuerst in der Pariser Boheme, dann in Südamerika (anfangs Zirkus, später Irrenhaus), endlich sprunghaft einmal da und einmal dort, diskutierend, schwadronierend, zitierend, wobei viel Mate getrunken wird. Ob das Leseergebnis Mühe und Zeitaufwand lohnt, bleibe dahingestellt.

RAYUELA. Von Julio Cortazar. Verlag Suhrkamp. Frankfurt a.M. 1981. 636 Seiten. Ln., öS 364,80.

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