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Stüter, lieblos

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Ein deutscher Verlag kam vor vier Jahren auf die Idee, Adalbert Stifters gesammelte Werke in sechs handlichen Bänden wieder aufzulegen. Dietmar Grieser schrieb ein Vorwort im Plauderton, unter Verzicht auf historische Darlegungen oder ästhetische Analysen: treffliche Anmerkungen zum Porträt eines Autors. Die „Novellen“, „Witiko“ und „Der Nachsommer“ folgten der kurzen Einführung.

Die „Gesammelten Werke“ wurden nun unverändert nachgedruckt. Die Tatsache an sich ist erfreulich; sie zeigt, daß der Verlag seine Erstausgabe abgesetzt hat und mit neuen Käufern rechnet. Dennoch wecken die sechs hübschen weißen Bändchen ein unbefriedigendes Gefühl. Hätte man die Ausgabe nicht weiterentwickeln können? Wäre es nicht möglich gewesen, diesmal einige Tatsachen über Autor und Werk mitzuteilen? Es hätte doch keine Schwierigkeiten bereitet, wenigstens die Jahreszahlen der Erstausgaben anzugeben, die damaligen editorischen Begebenheiten zu beleuchten, auf die Rezeption kurz einzugehen.

An den leicht erhöhten Herstellungskosten, kann und darf eine Ergänzung dieser Art nicht scheitern. Die Sorglosigkeit stimmt wehmütig. Stifters Werk ist lebendig; man könnte mit ihm sorgfältiger und liebevoller umgehen.

GESAMMELTE WERKE. Von Adalbert Stifter. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1986. 2.988 Seiten, öS 310.50.

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