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System-Probleme

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(Staatsoper, Wien; „Don Carlo" von Giuseppe Verdi) In der verun- glückten Regie und der geschmack- losen Ausstattung von Pier-Luigi Pizzi war „Don Carlo" nun auch von musikalischen Problemen be- lastet. Schuld daran ist vor allem das System, das vor dem Beginn der Opernsaison am ersten September keine Probentage ermöglicht. Die Philharmoniker, aus Salzburg so- eben zurückgekehrt und nicht ge- rade entspannt, brauchten zwei Akte lang, ehe sie Claudio Abbado konzentriert folgten. Luis Lima und Renato Bruson erkrankten. Und da der Einspringer Alberto Cupido die fünfaktige Fassung mit dem Fon- tainebleau-Akt offenbar nicht kann, spielte man Verdis „Don Carlo" in der vieraktigen Fassung. Wobei Abbado mit bedächtiger Akkuratesse drohende Probleme abzufangen versuchte.

Allerdings veränderte sich die Atmosphäre nach der Autodafö- Szene. Abbado zwang alle in sein Tempo und erkämpfte zuletzt ei- nen Bombenerfolg für ein zusam- mengeschweißtes, hochkarätiges

Ensemble. Dramatisch kraftvoll trumpft die Elisabeth Mirella Fre- nis auf, leidenschaftlich die Eboli Agnes Baltsas; bejubelt Ruggero Raimondis düster verquälter Phi- lipp und Anatolji Kotschergas or- gelnder Großinquisitor. Und auch die Einspringer fügten sich impo- nierend ein. Alberto Cupido, ein Carlo mit Kraft und metallischem Leuchten, und Leo Nucci als ju- gendlicher Posa mit frisch leuch- tender Stimme.

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