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Total vergessen

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Man sollte meinen, daß fast jeder Roman von Graham Greene unvergeßlich ist. Nicht für den Autor. Als er 1983 einen Brief aus den USA bekam, die Geschichte „Der 10. Mann” betreffend, nahm er „die Sache nicht ernst”. Er hatte vergessen, das Werk geschrieben zu haben. Das „Vorwort” (30 Seiten) des Autors ist so amüsant und spannend wie der nachfolgende Roman aus dem besetzten Frankreich.

Die Gestapo hielt Geiseln, die Resistance hatte wieder einmal zugeschlagen, und als Vergeltung soll jeder zehnte Mann erschossen werden. Ein wohlhabender Advokat kauft sich frei: Ein junger Mithäftling läßt sich umbringen und vermacht das Vermögen des anderen der Mutter und der Schwester. Kriegsende: „Der 10. Mann” schämt sich natürlich wegen seines Verhaltens und sucht unter falschem Namen sein Landgut auf. Noch immer ist die Resistance aktiv: Nun verfolgt sie Kollaborateure, und das ergibt ebenso verblüffende wie mörderische Komplikationen, psychologisch wie kriminell spannend wie nur bei Graham Greene.

DER 10. MANN. Von Graham Greene. Verlag Paul Zsolnay, Wien, Hamburg 1985. 200 Seiten, geb., öS 175,-.

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