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Unscheinbares

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Ein Band mit deutschen, von Karl und Enrica Lubomirski gemeinsam auch ins Italienische Ubersetzten Gedichten. Der Titel ließe sich mit „Blütenblätter der Zeit" wiederge- ben, unbestimmt, einfach so, weil es um Stimmungen geht, die schön sind und als Erscheinungen der Gegenwart nachdenklich machen. Verse allerdings, die ans Epische grenzen, findet man nicht, dafür Aphorismen, eigenwillig und voller Symbole, und eine Lyrik im Zauber südlicher Länder, Mythisches und Mystisches nämlich aus Griechen- land, Italien, dem Orient, schließ- lich das Nacherleben von Ereignis- sen im Warschauer Ghetto oder in Auschwitz. Beeindruckend ist, wieviel an Erfahrenem vorliegt, im wahrsten Sinne des Wortes, und die Art, wie dieses in Poesie umgesetzt wird.

Was Lubomirski sucht, was er einfängt und ins Allgemeine zu heben versteht, sind oft nur kleine, fast unscheinbare Regungen und Dinge. Das Große freilich, so die „Erlösung", vollzieht sich für ihn „Auf den Schwingen des Tages/in der Nacht des Gesteins", und das „für immer", obwohl er sich im Unendlichen beheimatet fühlt, von der Ewigkeit spricht und auf die Verwandlung in Licht hofft. „Viel- leicht", meint er einmal, „ist Dun- kelheit" ein „Licht", das unerkannt ist. Wir wären „Funken" davon. In solcher Gegensätzlichkeit, auch in den Eigenheiten der Sprache und Bilder, die bisweilen fragmenta- risch sind, liegt Lubomirskis phan- tasievolles Dichten, sein kontra- punktisch gestaltetes Thema des schlechthin Humanen.

IPETALIDELTEMPO. Von Karl Lubomirski. Nardini Editore, Firenze 1990. 187 Seiten, Lire 25.000,-.

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