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Unter Verschluß

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Die Vermutung, mit der Überlieferung des Neuen Testaments und mit der Gründung der Kirche könne es nicht rechtens sein, wird allenthalben und je nach Anlaß publikumswirksam vertreten. Nun reihen sich in diese Gattung „Kriminalisierung" des Christentums die zwei Autoren Michael Baigent und Richard Leigh ein, indem sie die „Verschlußsache Jesus" untersuchen - mit dem vollmundigen Untertitel: „Die Qumranrollen und die Wahrheit über das frühe Christentum".

Die Schriftrollen, die zwischen 1947 und 1956 nahe bei Jerusalem in Höhlen gefunden wurden, enthalten tatsächlich unschätzbares Material zum Alten Testament und zu den Apokryphen (den von der Kirche nicht als „Heilige Schrift" anerkannten Büchern), das - soweit es bisher rekonstruiert und erforscht ist - auch manche Unterschiede zu den im Neuen Testament gesammelten Schriften erkennen läßt.

Die Autoren meinen nun, einer internationalen Verschwörung von Wissenschaftlern - natürlich unter klammheimlicher Führung des Vatikans-auf der Spur zu sein, deren Ziel es sei, den extrem politischen Jesus unter Verschluß zu halten, um damit Machtansprüche innerhalb der Kirche abzusichern. Wer sich durch all die Namen, Kombinationen, Daten, Vermutungen hindurchliest, erhält tatsächlich wertvolle Informationen über die gefundenen Texte, deren Konservierung bis zum heutigen Tag. ihr vermutetes Schicksal und über einige nicht unwichtige Details des Inhalts. Dank des bibliografischen Registers des Bandes kann man auch reichliche Information aus den dort genannten biblischen und archäologischen Zeitschriften der letzten Jahrzehnte schöpfen.

VERSCHLUSSACHE JESUS. Die Qumranrollen und die Wahrheit über das frühe Christentum. Von Michael Baigent und Richard Leigh. Verlag Droemer Knaur, München 1991. 319 Seiten, öS 310,40.

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