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„Vater unser“ heute

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Eine eigenwillige Fernsehserie hat begonnen: Die Bitten des „Vater unser“ sollen ins politische, gesellschaftliche und kulturelle Heute übertragen werden. Begonnen wurde mit „Vergib uns unsere Schuld“, zu dem ein griechisch-ungarisches Team den Beitrag „Das Wunschkind" (Die. 23. 6. 21.00 Uhr FS 1) gedreht hat.

Es war sehr eigenartig. Ständig war mir zumute, als hätte ich den Anfang versäumt. Ort der Handlung, Personen, Story waren im Verhältnis zur Kompliziertheit der Geschichte nicht genügend dargelegt. In diesem Teil der europäischen Geschichte - der kretische Partisanenkrieg - bin ich nicht so zu Haus. Wieso kamen die Kreta-Flüchtlinge gerade nach Ungarn? Wieso von dort nicht zurück?

Es ging um einen großen Sohn, der seiner Mutter vergeben sollte, die ihn auf ihrer Flucht von der griechischen Insel dort zurückgelassen hatte. Weshalb er nicht sogleich von der Dorfgemeinschaft aufgenommen und ernährt worden ist, wurde nie klar. Da war eine magere Prostituierte, die das Baby ständig hysterisch an sich riß. Ein „Engel“, der sich in der Kirche nackt auszog, aber dann seine Zeugungsunfähigkeit beweinte. War dieser junge Mönch ein Narr? Ein Heiliger?

Gestört hat etwas der Bruch zwischen Realitätsanspruch (die Geschichte soll tatsächlich passiert sein) und dem bemühten Versuch, dem Ganzen Legendencharakter zu verleihen. Dieser wurde nicht zuletzt durch die schändliche deutsche Synchronisation wieder genommen. Da redeten die zahnlosen Alten mit der Verve dynamischer bundesrepublikanischer Manager, der Sohn fiel mit seinem geschliffenen Text ohnehin aus dem bäuerlichen Rahmen.

Ein anspruchsvolles Thema will man anspruchsvoll realisiert wissen. Wie’s weitergeht, erfahren wir am 18. August mit dem Beitrag aus Peru zu der Vater- /unser-Bitte „Dein Reich komme“.

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