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Verantwortungslose Ozon-Hysterie

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Die Diskussionsbeiträge der Politik zum Thema Ozon sind schlicht und einfach unerträglich. Aus Wichtigtuerei wird unter Negierung aller Fakten ständig Öl in das von den Massenmedien entfachte Ozon-Feuer gegossen und auch eine Massenhysterie in Kauf genommen.

Ergebnis: Obwohl Zigarettenrauchen und falsche Ernährung das zig-fache Gesundheitsrisiko sind, steht bei den Ängsten der Österreicher Ozon bereits an vierter Stelle, wie eine dieser Tage veröffentlichte Untersuchung zeigt. Wenigstens Angst machen können unsere Politiker noch...

Sie haben es tatsächlich geschafft, daß Mütter ihre Kinder bei strahlendem Sonnenschein in der Wohnung einsperren, aber ohne mit der Wimper zu zucken nach Griechenland oder Spanien auf Urlaub fahren und dort den ganzen Tag am Strand verbringen. Daß es dort regelmäßig die drei- bis vierfache Ozonkonzentration in der Atemluft wie an Extremtagen in Österreich gibt, hat ihnen niemand gesagt, mit dem Vermiesen des Badeurlaubes kommt man ja nicht in die Schlagzeilen. Ich habe auch noch niemand getroffen, der über Atembeschwerden während seines Griechenland- oder Spanienurlaubes geklagt hätte. Ich habe aber auch noch keinen Arzt getroffen, der über irgendwelche auffallend neuen gesundheitli-

chen Störungen bei seinen Patienten berichtet hätte, bei denen man einen Zusammenhang mit Ozon zumindest vermuten könnte.

Um Atembeschwerden zu bekommen, bedarf es offenbar der entsprechenden Zeitungsmeldungen. Entgegen allen Horrormeldungen über steigende Ozonbelastung war die von der Hohen Warte in Wien gemessene Ozonkonzentration (Jahresmittelwerte) in den siebziger Jahren höher als Ende der achtziger, anfangs der neunziger Jahre, aber damals war das halt noch kein Thema.

Von ähnlicher Sachkompetenz getragen ist auch der Ansatz, das Ozon-Problem über Einschränkungen des privaten Autoverkehrs lösen zu wollen. Nach allen anerkannten Studien kommen nämlich zwei Drittel bis drei Viertel der Vorläufersubstanzen für die Ozonbildung (Kohlenwasserstoffe, Stickoxide, Kohlenmonoxid) durch Lüftverfrachtungen aus dem Ausland. Von dem in Inland produzierten Drittel oder Viertel kommt dank moderner Abgasreinigungstechniken wiederum nur ein Bruchteil aus den Auspuffrohren der PKW. Aber Appelle an die heimischen Autolenker sind zugegebenermaßen leichter und plakativer als solche an den Betriebsleiter eines Stahlwerkes in Großbritannien oder eines kalorischen Kraftwerkes in den Niederlanden...

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