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Verehrte Gewalt?

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Zu danken ist dem Verlag für das längst fällige Unternehmen, die Werke des Literatur- und Kulturkritikers, Philosophen und „Theologen“ Renė Girard zu übersetzen. Seit nämlich Girards „La Violence • et le Sacre“ 1972 in Paris erschien, ist die Diskussion um seine Theorien - seither in drei weiteren Büchern dargelegt - nicht abgerissen. Besonders Anthropologen, Philosophen und Theologen waren betroffen.

„Das Heilige und die Gewalt“ stellt einen grundlegendenVersuch einer neuen Gewalttheorie dar. Ausgangspunkt ist die Nachahmung, die gegenseitig ansteckend in Begierde umschlägt und so eine gewaltsame Rivalität entstehen läßt. Das Konfliktpotential entlädt sich - meist willkürlich - in einem „Sündenbock“ der sozusagen die Gewalt abführt und als „versöhnendes Opfer“ im nachhinein sogar Verehrung genießt. In Wahrheit Mord aber die Gewalt verehrt, die jederzeit neu aufflammen kann.

Girard begründet seine These hauptsächlich aus Zeugnissen der Ethnologie und der Mythen. In der 1982 auf französisch erschienenen Studie „Der Sündenbock“ geht Girard ganz auf Themen der Religionsgeschichte und vor allem des Neuen Testaments ein: Nur die Botschaft des Evangeliums vermag uns - vorausgesetzt sie wird wörtlich genommen - den Ausweg aus dem Kreislauf der Gewalt zu zeigen. Wer immer sich mit einer modernen und zugleich authentischen Interpretation des Christentums beschäftigt - an Girard führt kein Weg vorbei.

DAS HEILIGE UND DIE GEWALT. Von Reni Girard. Verlag Benziger.Züri 1987.464 Seiten, kart, öS 499,201

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