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Ende der Gewalt?

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Im deutschen Sprachraum kennen nur Eingeweihte Rene Gi-rard. Der französische Literaturkritiker lehrt in Stanford/USA, seine Bücher machten in Frankreich Furore, weil seine Theorien über die Entstehung von Gewalt und wie man ihr ein Ende setzen könnte, politische, soziologische, psychologische und historische Thesen auf den Kopf stellten.

„Das Ende der Gewalt” will eine „Analyse des Menschheitsverhängnisses Gewalt” sein. Girard bietet eine „anthropologische Grundlegung” (ausführlich im 1972 erschienenen und bisher nicht übersetzten Werk „Die Gewalt und das Heilige” behandelt), ebenso eine Einführung in den jüdisch-christlichen Zusammenhang des Themas.

Girard will zeigen, daß Gewalt, Krieg, Terror nicht ein Menschheitsverhängnis sind, das sich gleich einem unabwendbaren Schicksal an uns erfüllt, sondern daß ihnen ein Ende gesetzt werden kann. Der Autor meint, daß es nötig sei, dies ehrlich als das anzunehmen, was jederzeit in fast jedem Menschen lauert, daß diese Regungen aber auch mit Methoden, die gegen die „Natur” zu sein scheinen, zu überwinden seien, nämlich mit dem „schöpferischen Verzicht”. Auf diese Weise gelingt es Girard, den Christen ihr verschämt verstecktes Evangelium aus einer anderen Sicht und unerwartet anzupreisen, fast möchte ich sagen vorzuhalten.

Im deutschen Sprachraum haben sich bisher fast nur Theologen (Raymund Schwager oder Hans Urs von Balthasar etwa) mit ihm beschäftigt. Aufgrund dieser ersten Ubersetzung von Girards Werk, der hoffentlich bald weitere folgen, wäre eine breite Diskussion zu wünschen.

DAS ENDE DER GEWALT: Von Rene Girard. Verlag Herder, Freiburg. 304 Seiten, kart., öS 296,40.

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