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Verharmloste Unterdrückung

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Von Zeit zu Zeit werden die Theater plötzlich auf einen Autor, den man bisher nicht kannte, besonders aufmerksam. Das trifft in den letzten zwei, drei Jahren nur auf den 45jährigen weißen Südafrikaner Athol Fugard zu. Er hat über ein Dutzend Stücke geschrieben, von denen mehrere in der Bundesrepublik, je eines in Graz und Linz gespielt wurden. Derzeit sieht man im Theater der Courage das tragikomische Zeitstück „Sizwe Bansi ist tot”, sein vorletztes.

Wie fast stets bei Fugard, wird das Vorgeführte zu einer Anklage gegen die ApartheidpoUtik, gegen die Unterdrückung der 16 Millionen Schwarzen durch vier Millionen Weiße. Er ist daher immer wieder Drangsalierungen ausgesetzt, um so mehr, als er mit der schwarzen Theatergruppe „Serpent Players” in Fort Elizabeth zusammenarbeitet Die zwei schwarzen Darsteller John Kant und Winston Ntshona der Uraufführung „Sizwe Bansi” zeichnen mit als Autoren dieses Stücks. Anklage? Da erzählt ein Schwarzer ein halbes Stück lang seine Erlebnisse als Fabrikarbeiter, und wie er dann Photograph wurde, was aber weder besonders fesselnd noch besonders anklägerisch wirkt.

Ist das überhaupt ein Stück? Es setzt erst am Schluß ein, als der schwarze Bansi, der keine Arbeitsbewilligung hat, auf Veranlassung eines Freundes das Arbeitsbuch eines von schwarzen Schlägern Ermordeten, das solch eine Arbeitsbewilligung enthält, an sich nimmt, in dem nun das Photo des Ermordeten gegen das eigene ausgetauscht wird. Bansi ist nicht mehr Bansi, sondern Zwelinzima. Identitätsverlust, um zu überleben. Die Schwarzen sind austauschbar. Ein vorzügliches plakatives Sinnbüd für ihre Unterdrückung. Aber auch nicht mehr.

Trefflicher Einfall: Die beiden weißen Darsteller täuschen nicht durch Schminke Neger vor, sondern malen sich einen dunkelbraunen Diagonalstreifen ins Gesicht Unter der Regie von Heinz Possberg stellt Johannes Seilern den Photographen und zugleich einige Gestalten seines Berichts, sowie Bansis Freund überaus agü dar, dem Bansi gibt Peter Vilnai drollig-gutmütige Beschränktheit, Bernhard Schärfl besorgte die schlichte Bühnenausstattung.

• Neue Werke von Pfarrer Weißensteiner Pfarrer Raimund Weissensteine r veranstaltet am 28. März im Brahmssaal des Wiener Musikvereins sein diesjähriges Uraufführungskonzert mit folgenden Werken: Sonata fantastica und Etüde Nr. 4 für Klavier; drei Phantasiestücke für Flöte, Klarinette und Klavier; drittes Streichquartett; „Eitelkeit über Eitelkeit! Alles ist eitel” (biblische Kantate für Tenor, Sprecher, gemischten Chor und Klavier).

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