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Vertrauen in die alten Kräfte

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(fmg)-ln Litauen bezahlte am Sonntag die frühere Volksbewegung Sajudis mit Präsident Vytautas Landsbergis die Rechnung, die sie ohne den Wirt zu machen suchte. Seit fast zwei Jahren gaukelte man der Bevölkerung neben der politischen Selbständigkeit auch die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Autarkie vor. Doch die ökonomischen Stränge zu Moskau, vor allem auf dem Energiesektor, sind zu groß, daß sie ungestraft gekappt werden könnten.

Landsbergis hat auf eine starke Präsidentschaft gesetzt und wollte diese mit einem Referendum im heurigen Frühjahr absegnen lassen. Sein Versuch scheiterte mangels Interesses der Bevölkerung. Gegenüber einem FUR-CHE-Mitarbeiter hat der litauische Präsident noch vonden Wahlen das schlechte Funktionieren der lebenswichtigen wirtschaftlichen Kooperation mit Rußland beklagt.

Kritisch äußerte er sich auch über das Fortbestehen alter, von der früheren Sowjetunion übernommenen Strukturen. Mitursache für sein Wahldebakel?

Die Litauer, mit noch immer großer Angst vor der russischen Besatzung, haben sich eigene Gedanken über ihre wirtschaftliche und damit nationaleigenständige Zukunft gemacht: und offenbar vertrauen sie da, nach schlechten Ergebnissen des als „Marktwirtschaft" beschriebenen neuen Systems und ohne nennenswertes Westengagement, mehr den alten Kräften mit dem gewendeten Algirdas Brazauskas an der Spitze. Moralisch unterstützt hat Landsbergis sein Volk in reichlichem Ausmaß, man denke nur an sein Ausharren im Parlament nach dem versuchten Putsch kommunistischer Obristen im Februar 1991; jetzt geht es ums Alltägliche: die Litauer wollen gut leben, ohne Moskau geht das kaum.

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