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Psychologischer Krieg gegen Litauen

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„Wir haben es jetzt mit einem psychologischen Krieg zu tun." Mit diesen Worten beschreibt der litauische Präsident Vytautas Landsbergis in einem Exklusiv-Interview mit der FURCHE (Wortlaut und Analyse der inneren Lage der baltischen Länder Seite 4) die gegenwärtige Form der Auseinandersetzung zwischen Moskau und Vilnius um die litauische Unabhängigkeit. Nach dem blutigen Sonntag vor zweieinhalb Wochen steigere Moskau derzeit seine „ Desinformationstätigkeit", „zum Beispiel über vermeintliche Angriffe auf Mitglieder der Kommunistischen Partei".

Das sogenannte „Komitee zur nationalen Rettung" ist für Landsbergis nicht nur „Probe für einen Umsturz", sondern auch ein erhebliches Druckelement. Er sei nicht sicher - so Landsbergis zur FURCHE - , ob ein solches Komitee überhaupt bestehe: „Es könnte sein, daß es sich um ein- und dieselbe Person handelt, die an der Spitze

der Okkupationsarmee steht." Jedenfalls gehe es dabei um „imperialistische Interessen Moskaus und um egoistische Beweggründe von Menschen aus äußerst konservativen Parteikreisen, die die Herrschaft verloren haben."

Landsbergis sieht Litauen und die anderen nach Unabhängigkeit strebenden baltischen Republiken als Opfer und Objekte der Weltpolitik, wenngleich er es ablehnt, daß die „dramatischen Situationen" im Baltikum und am Golf miteinander „synchronisiert" werden. Der litauische Präsident rechnet mit der Entwicklung einer „Solidaritätsgemeinschaft" kleinerer Länder. Führende Staaten, beklagt Landsbergis, begnügten sich in bezug auf das Baltikum nur mit verbalen Deklarationen. Jetzt komme es darauf an, welche Kräfte in Moskau die Oberhand gewännen. „Im schlimmsten Fall bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf uns selbst und die Vorsehung zu verlassen."

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