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Digital In Arbeit

Vollgas mit Mikrochip

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Hat das Diesel-Auto Zukunft? Ein vom For-schungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) unterstütztes Projekt geht von dieser Frage aus.

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Hat das Diesel-Auto Zukunft? Ein vom For-schungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) unterstütztes Projekt geht von dieser Frage aus.

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Seit Jahren bemühen sich die internationalen Konzerne in der Dieselbranche um die Verbesserung des heutigen Dieselmotors bzw. arbeiten intensiv an einem neuen Motor für die Zukunft.

Woran sie so eifrig herumbasteln, sind Diesel-Personenwagen mit Direkteinspritzung.

Durch den Einsatz dieser neuen Einspritzelemente soll die Motorleistung optimal ausgenützt werden. Außerdem können dadurch Diesel-betriebene Autos umweltfreundlicher, sparsamer und im Fahrverhalten dem Benzinmotor ähnlicher werden.

Einer, dem diese Branche und die damit verbundene Autoelek-tronik zukunftsträchtig genug erschien, um darauf zu setzen, ist der staatliche Stahlkocher VOEST-Alpine.

Die VOEST verband sich z^i diesem Zweck mit einem relativen Winzling in diesem Geschäft: mit der Friedmann & Maier AG in Hallein. Im Frühjahr 1983 schlössen sich beide zur Tochtergesellschaft VOEST-ALPINE Friedmann GmbH (VAF) zusammen (Beteiligung der VOEST: 90 Prozent).

Sie hat entsprechende Entwicklungsabteilungen für Elektronik in Wien (derzeit 25 Mitarbeiter) und für Mechanik in Linz (20 Mitarbeiter).

Zwar besitzt die Halleiner Firma nur rund 600 Mitarbeiter und einen geschätzten Umsatz von 350 Millionen Schilling. Sie ist allerdings seit Jahren auf Einspritzpumpen spezialisiert und besitzt großes produktionstechnisches Know-how.

Ihre Arbeiten auf diesem Gebiet reichen bis in die Mitte der siebziger Jahre zurück. Damals wurde gemeinsam mit der Grazer Anstalt für Verbrennungsmotoren (AVL) ein neues Einspritzsystem für Dieselmotoren entwik-kelt. Es gelang zwar eine deutliche Reduzierung des Kraftstoffverbrauches, durch eine Reihe anderer Mängel und technischer Fehler ging das Projekt allerdings schief.

Basierend auf diesen Entwicklungsergebnissen wurde eine sogenannte „Pumpe-Düse” entworfen, in Zusammenarbeit mit der VOEST weiterentwickelt und zur Serienreife ausgebaut.

Beim heutigen Dieselmotor erzeugt eine zentrale Einspritzpumpe den notwendigen Druck. Uber eine Hochdruck-Einspritzleitung wird der verdichtete Kraftstoff den einzelnen Zylindern zugeleitet. Der Nachteil dabei: Beim Transport dehnen sich die Leitungen aus, und der für eine möglichst saubere Verbrennung notwendige Druck wird nicht mehr erreicht.

In der von der VAF entwickelten Pumpe-Düse sind Einspritzpumpe und die dazugehörige Einspritzdüse so verbunden, daß die langen Kraftstoffleitungen entfallen können und der Diesel direkt eingespritzt wird.

Die Vorteile sind klar: Die hohen Drücke (bis zu 1500 bar) werden direkt beim Zylinder erzeugt, wodurch auch der Treibstoff im Zylinder besser zerstäubt wird. Weiters wird eine exaktere Regelung des Einspritzvorganges möglich.

Den dabei bisher verwendeten mechanischen Regler ersetzt jetzt die moderne Elektronik. Das Kernstück dieses elektronischen

Reglers ist ein Hochleistungscomputer, der die genaue Dosis des benötigten Treibstoffes errechnet. Zu diesem Zweck sind am Motor an verschiedenen Stellen Sensoren angebracht, die die notwendigen Parameter wie Drehzahl, Pedalstellung, Luft- und Kraftstofftemperatur, Ladedruck oder Auspuffstauklappenstellung genau erfassen und übertragen. Aus diesem Datenmaterial errechnet der Computer die notwendige Menge Treibstoff.

Ein weiterer Vorteil dieses Mi-krochips (Kleinstcomputer in Form eines Halbleiterkristalls) ist laut VAF seine Ausbaufähigkeit und Umprogrammierbarkeit bzw. leichte Austauschbarkeit bei Reparaturen.

Dazu kommt der Wegfall von Manipulationsmöglichkeiten, wie es beim mechanischen Regler üblich war, um mehr Motorleistung zu erreichen.

Neben dem neuen Einspritzsystem samt Computer-Regler entwickelte die VAF ein zusätzliches Projekt: elektronische Regler, die auch für die konventionellen Pumpen beispielsweise bei Lastkraftwagen und Bussen eingesetzt werden können.

Außer Entwicklungen zur Serienreife werden von der VOEST-ALPINE Friedmann GmbH auch alle kundenbezogenen Tests, von Versuchen mit interessierten Automobilherstellern bis zu Fahrzeugtests, durchgeführt. Mit der Mehrheit der europäischen Dieselmotorenhersteller wurden bereits Kontakte geknüpft und schon seit Oktober 1983 konkrete Kundenprojekte bearbeitet.

Man kann nur hoffen, daß die VOEST-ALPINE Friedmann GmbH mit diesem Projekt auf das richtige Pferd gesetzt hat und damit den Einstieg in die Auto-Elektronik schafft.

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