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Was kommt nach der „AI kompakt"?

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Die neustrukturierte, redimensionierte verstaatlichte Industrie, griffig „AI kompakt" genannt, wird nur mehr ein Stahlkonzern mit einigen Technologietöchtern sein. Alle anderen Unternehmen der Austrian Industries (AI), so die ÖMV und der überwiegende Teil der AMAG (Aluminium), werden verkauft, um das Geld für das Überleben des Restes aufzubringen.

So sieht das jedenfalls das jetzt bekannt gewordene Konzept von AI-Chef Hugo Michael Sekyra vor.

Das hätte man früher und billiger haben können. Den Verkauf (Privatisierung) einzelner Unternehmen beziehungsweise von Branchenholdings hatten Industriellenvereinigung, Bundeswirtschaftskammer und ÖVP nämlich

schon vor Jahren, als die AMAG und die ÖMV noch Perlen in der Al-Unternehmens-krone waren, massiv gefordert. Sie waren aber mit dem Hinweis, es käme nicht in Frage, daß die AI sich die ertragsbringenden Paradeunternehmen herauskaufen lasse und dann auf der latent zuschußverdächtigen Stahlindustrie sitzen bleibe, von der SPÖ und dem damaligen Verstaatlichtenminister Rudolf Streicher abgeschmettert worden. Die AI werde nur als Konzern via Börsengang privatisiert, hieß es kategorisch.

Die AMAG ist mittlerweile, wie alle wissen, vom Paradeunternehmen zum Paradesanierungsfall geworden, der verhindert, daß die AI ihrer Zahlungsverpflichtung gegenüber der Republik Österreich nachkommt. Und der, Glanz der ÖMV ist zumindest schwächer geworden. Für beide Unternehmen wird man heute weit weniger erlösen als zu dem

Zeitpunkt, als die ÖVP den Verkauf gefordert hatte (der Börsenkurs der ÖMV-Aktie hat sich seither halbiert!).

Dieses Faktum bleibt, auch wenn hinter der damaligen Forderung der ÖVP und den Interessenvertretungen der Privatwirtschaft nicht bloß höhere Einsicht, sondern auch Ideologie steckte. Und es bleibt auch die Verantwortung der SPÖ und aller anderen, die sich damals gegen eine unternehmensweise Privatisierung ausgesprochen haben, wenn jetzt um Milliarden weniger als damals erlöst werden können. Auch, wenn die Ablehnung damals nicht bloß aus ideologischen Gründen erfolgte.

Man glaubte damals wirklich daran, auch in Österreich einen im internationalen Maßstab großen, weltweit tätigen Industriekonzern auf die Schienen stellen zu können.

Ist jetzt die wechselvolle Geschichte der Verstaatlichten am Endpunkt angelangt?

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