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Wider Gewalt

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Das fünfte Gebot: ,,Du sollst nicht töten!“ ist in unseren Tagen in keiner Weise selbstverständlich. Es gibt in diesem Bereich eine Reihe von Fragen, die umstritten sind: Abtreibung, Euthanasie, Selbstmord, das Töten von Menschen in Kriegen und Revolutionen, Gefährdung durch Hochrüstung, Unterdrückung in vielen Ländern der Erde.

Das fünfte Gebot hat kein Objekt, es sagt nicht ausdrücklich, wen der Mensch nicht töten darf. Trotzdem kann man sagen: Nach der ursprünglichen Intention bezieht sich das fünfte Gebot auf den Menschen und nicht auf die Tiere. Es verbietet auch nicht jegliche Form des Tötens.

Das Töten von Menschen im Krieg wie auch die Todesstrafe wurden im Alten Testament nicht als eine Uber-tretung des fünften Gebotes betrachtet. Ja, Übertretung dieses Gebotes stand selbst unter Todesstrafe: „Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden“ Genesis 9,6.

Was ist überhaupt die authentische Ubersetzung dieses Gebotes? Darüber sind sich die Fachleute nicht einig. Folgende Ubersetzungen werden vorgeschlagen: Nicht töten; nicht totschlagen; nicht morden; nicht (durch Gewalttat) Blutschuld auf sich laden. Jede Ubersetzung ist zugleich eine Interpretation. Die deutsche Einheitsübersetzung lautet: ,JJu sollst nicht morden!“

Das fünfte Gebot richtet sich gegen drei Verhaltensweisen:

• Gegen die Gewalttätigkeit; und zwar in besonderer Weise gegen eine Gewalttätigkeit gegenüber Wehr- und Schutzlosen, die den Tod des Opfers unmittelbar verursacht oder nach sich zieht. Ausbeutung und Unterdrük-kung, die erst auf längere Sicht zum Tod führen, sind gegen das fünfte Gebot.

• Es richtet sich ferner gegen die Blutrache und die Selbstjustiz. .Jtiiemand darf, um sein vermeintliches Recht durchzusetzen, auf eigene Faust Menschenblut vergießen. Das Gebot wendet sich dagegen, daß Menschen heimlich getötet und dann verscharrt werden“ (Adolf Exeler).

• Es fordert den Schutz des Lebens. Blut ist Symbol des Lebens. ,J)as Verbot des Blutvergießens ist religiös begründet, im Blut ist das Leben, dies aber ist eigentlich Gabe und Eigentum Jahwes. Weil Jahwe der Geber des Lebens ist, ist alles Leben geschützt. Unschuldig vergossenes Blut schreit zu Jahwe um Rache (vgl Gen. 4J.0!)“ (Helen Schlüngel-Strau-mann). Geschützt ist nicht nur das Leben des Mitbruders, sondern das Leben aller Menschen, auch das der Sklaven.

17. Teil einer Serie zur Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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