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Wien ist nicht anders

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Begeisterung, Verwirrung, Ernüchterung, Suche nach den Schuldigen, Bestrafung der Unschuldigen, Auszeichnung der Nichtbeteiligten: In diesen sechs Phasen der Planung halten wir gegenwärtig bei der Durchführung der Weltausstellung 1995 zwischen Verwirrung und Ernüchterung. Gerade jetzt, wo Budapest wieder an die EXPO andockt, wird sie von der Wiener Politik in Frage gestellt.

Auf „Hurra"-Politik folgt Katzenjammer. Das ist ganz und gar nicht mehr untypisch für dieses Land, für diese Stadt. Nicht vor einer Bewerbung, nicht vor Inangriffnahme der Arbeiten, nein, im nachhinein, wenn das eine gelaufen ist und das andere läuft, wird eine Entscheidung zur Disposition gestellt.

Nach der Wiener FPÖ, die schon eifrig per Unterschriftensammlung zur Einleitung einer Volksbefragung Druck gemacht hat, gab auch die Stadt-ÖVP nach, und was diesen beiden recht ist, ist Stadtoberhaupt Helmut Zilk diesfalls billig: Im Mai werden also die Wiener befragt, ob sie die EXPO wollen oder nicht. Die Fragestellung selbst wird noch heftige Diskussionen auslösen.Vorweg schon wird über ihre Verbindlichkeit gestritten. Aber noch vorher soll im April vom Wiener Gemeinderat die Privatisierung der EXPO Vienna AG beschlossen werden, die Eigentümerübernahme durch ein österreichisches Bankenkonsortium und den japanischen Nomura Investmentkonzern. Und wenn binnen Monatsfrist alles platzt?

Eine vorgeschaltete Volksbefragung hätte hilfreich sein können, jetzt wird sie politischer Verantwortung zur Fluchttür. „Arm an Einfällen, arm an Mut, verkümmert Politik zum aussichtslosen Geschäft der Verwalter" (Gert Heidenreich). Keine Weltausstellung, dafür eine Welteinstellung. Wien ist nicht anders.

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