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Zahlungsbilanzmoral

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Österreichs Zahlungsbilanz ist defizitär wie sonst nur noch das Budget in Österreich. Kreisky stellte die Frage nach dem Schuldigen so: „Erkundigen Sie sich bei Ihrem Parteifreund Klauhs.” Als Taus darauf sauer reagierte, erklärte ihn die „AZ” zum Moralisten. Das Zahlungsbilanzdefizit 1976 betrug 28 Milliarden Schilling, 27 davon stammen aus der Leistungsbilanz, 1 Milliarde Schilling wurde durch Kapitalexporte verursacht. Ein Kanzlerwort vernebelt die Relation der Ursachen.

Hat nun die Genossenschaftliche Zentralbank überhaupt Kapital exportiert und so die „Zahlungsbilanz geschädigt”? Nach der „AZ” vom 3. März: Nein. Denn Chefredakteur Scheuch schreibt da, daß die Milliarden nur „kurzfristig” ins Ausland gegangen sind. Kurzfristige Auslandsveranlagungen des Kreditapparates verändern laut Zahlungsbilanzdefinition weder die Währungsreserven noch die Zahlungsbilanz selbst. Die Währungsreserven sind die Summe der kurzfristigen Nettoauslandsveranlagungen des Kreditapparates und der Notenbank.

Nun sagt Notenbankgeneral Kienzl, daß diese Transaktionen doch die Zahlungsbilanz beeinflußt hätten. Dann können es nur langfristige Veranlagungen und Kredite gewesen sein, also keine kurzfristige Spekulation gegen den Schilling. Die Information der Öffentlichkeit ist widersprüchlich. Wie sagte Androsch selbst: „Die Zahlungsbilanz ins Gerede bringen, heißt Österreich ins Gerede bringen.”

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