7103146-1995_19_20.jpg
Digital In Arbeit

Anpassung ist alles

Werbung
Werbung
Werbung

Schon herrlich die Ironie und Genauigkeit, mit der Arnolt Bronnen in „Die Jüngste Nacht” den Wendehals durch den Kakao zog - den von 1945, den von 1989 hat er ja nicht erlebt. Aber er hätte es wohl wieder geschafft und auch die dritte 180-Grad-Kurve gekratzt, nach der von den Kommunisten zum Doktor Goebbels und wieder retour auch noch die zur freien Marktwirtschaft.

Die Aufführung in der Theater m.b.H. in der Wiener Zieglergasse unter der Begie von Johanna Tomek ist voll von deftiger Komik und dabei alles andere als harmlos. Wie der Herr Ortsgruppenleiter vorführt, wie man die Zyankalikapsel^tmter der Zunge versteckt, wobei sie ihm aufs fatalste in den hohlen Zahn rutscht, darob könnte weiland Oskar Matzerath, dessen mutmaßlicher Papa bekanntlich an einem verschluckten Parteiabzeichen mit geöffneter Anstecknadel dahinschied, dem Arnolt Bronnen neidig werden. Und wie die Nazis plötzlich nie keine gewesen waren und die Nazigegner zu Nazis machten - köstlich. Bronnen wußte, wie es geht. Und Genierer kannte er sowieso keinen. In diesem Sinne ist der zukunftsfreudige Schlußgesang ein Gustostückerl.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung