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„Der Kardinal“

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„Der Kardinal“, das war und ist ein erfolgreicher Roman des Amerikaners Henry Morton Robinson. Er schildert den Werdegang eines Amerikaners aus einfachsten Verhältnissen, der Priester und schließlich amerikanischer Kardirfal wird. Man sagt, er sei in manchem ein Schlüsselroman und auf den einen oder anderen amerikanischen Kardinal gemünzt. Da er ein erfolgreicher^ Roman ist, konnte ihm das Schicksal der Verfilmung nicht erspart bleiben. Nun ist es soweit, „Der Kardinal“ wird verfilmt. Und er wird sicherlich auch ein sehr erfolgreicher Film werden. Der Name des Regisseurs, Otto Preminger, bürgt dafür. Otto Preminger ist Wiener und war einmal, lange bevor er Meisterregisseur in Hollywood wurde, Regisseur in der „Josefstadt“. Er hatte gewiß nur Gutes im Sinn, als er diesem Film einige Wiener Szenen anfügen wollte. Und so ließ er den Helden als jungen amerikanischen Priester 1938

nach Wien kommen und hier das Ende Österreichs erleben. Auch der ehemalige Erzbischof von Wien, Kardinal Innitzer, soll in diesem Film vorkommen. All das stand nicht im Roman, aber Preminger versprach sich davon gewiß eine Aktualisierung dieses Films. Er war in Wien und hat Besprechungen geführt, um Filmaufnahmen im Stephansdom und im Erzbischöflichen Palais zu machen.

Über diesen Film, und vor allem diesen Teil, der in Wien spielen soll, ist nun in manchen Wiener Zeitungen eine heftige Diskussion entflammt. Im Vordergrund stand die Frage, ob die Rolle des Kardinals Innitzer mit Curd Jürgens besetzt werden dürfe, weil doch sein Privatleben ...

Uns scheint eine andere Frage wichtiger zu sein. Die Grundlage des Films ist ein Roman mit erfundener Handlung. In einen solchen Film eine historische Persönlichkeit und historische Ereignisse einzublenden, würde im Widerspruch zur Grundlinie des Romans stehen, ja sie würde auf der anderen Seite jenen Interpreten recht geben, die in der Romanfigur des Kardinals einen ganz bestimmten amerikanischen Kardinal sehen wollen. Wie immer die Person des Kardinals Innitzer in diesem Film dargestellt werden sollte, sie könnte, da notgedrungen filmisch vergröbert und vereinfacht, der historischen Wahrheit nicht gerecht werden. Diese Wahrheit ist viel komplizierter, ist viel tragischer und leidvoller, als daß man sie nach 25 Jahren schon als Aufputz für einen amerikanischen Spielfilm verwenden könnte. Schließlich ist unser Land und unsere Geschichte, seine Personen und seine Dome mehr als bloß ein Requisitenkabinett für Hollywood.

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