Jane Birkin - © Foto: APA / dpa / Marcus Brandt

Jane Birkin: „Keinen Mut, mich selbst zu sehen“

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Die Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin starb am 16. Juli 2023 im Alter von 76 Jahren in Paris.

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Die Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin starb am 16. Juli 2023 im Alter von 76 Jahren in Paris.

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Jane Birkin hat viele Menschen begeistert, mit ihrer Stimme, mit ihren Filmen, mit ihrer Frohnatur und ihrem Willen, mit denen sie Schicksalsschläge erduldet hat. Die 1946 in London geborene Schauspielerin und Sängerin ist vergangenen Sonntag 76-jährig in Paris verstorben – sie hinterlässt eine große Leerstelle im französischen Chanson ebenso wie auf der Leinwand. Rund 90 Filme hat sie gedreht, unzählige Lieder aufgenommen, viele davon mit ihrem Lebenspartner Serge Gainsbourg, mit dem sie elf Jahre zusammen war: Es klingt noch in den Ohren, das bekannteste Chanson des Duos: „Je t’aime… moi non plus.“

Jane Birkin war der Eifersuchtsgrund in Jacques Derays „Der Swimmingpool“, weil Alain Delon seine Romy Schneider in der Rolle mit ihr betrog. Damals war Birkin Anfang 20 und ein neues Gesicht am Filmhimmel. Sie drehte wichtige Filme, darunter drei mit Jacques Rivette, natürlich „Blow Up“ (1966) von Antonioni, mit dem sie berühmt wurde, aber auch „La fille prodigue“ (1981) von Jacques Doillon, mit dem Birkin eine gemeinsame Tochter, die Sängerin Lou Doillon hat.

Auch Charlotte Gainsbourg ist ihre Tochter, sie entstammt der Beziehung zu Serge Gainsbourg. Ihre älteste Tochter, die Fotografin Kate Berry – aus Birkins Ehe mit dem Komponisten John Barry – starb 2013 nach einem Fenstersturz aus ihrer Wohnung im vierten Stock. Den Tod ihrer Tochter hat Birkin nie überwunden, sie war in den letzten Jahren kränklich, zog sich mehr und mehr zurück.

Strahlen wollte sie ohnehin nicht mehr, dafür war sie umso stolzer auf ihre Töchter: „Was Charlotte im Film ist, ist Lou in der Musik. Sie investieren beide ihre ganze Kraft da hinein. Und auch Kate war so energisch in der Fotografie. Sie war ein großes Talent“, sagte Birkin im Interview mit dem Verfasser 2016, das aus Anlass der Überreichung des Goldenen Ehrenleoparden in Locarno stattfand. Es war ihr erster Filmpreis überhaupt, wie sie damals dankbar feststellte.

Sich selbst in die erste Reihe zu stellen, war Birkin aber immer unangenehm gewesen: „Mir fehlte immer schon der Mut, mich selbst anzusehen. Einerseits, weil ich meine Stimme beim Sprechen nicht hören will, andererseits, weil ich ständig nur die Fehler sehe“, so Birkin. Ihr beeindruckendes Œuvre widerspricht ihrer Skepsis: Die Kunst hat eine Künstlerin verloren.

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