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Meldung über Expressionismus

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Ernst Deutsch behauptete von sich, er sei der erste Darsteller von Ha-senclevers „Sohn“ gewesen. Er trat aber nur bei einer geschlossenen Aufführung in Dresden auf, nachdem bereits eine Woche vorher in Prag, in den Kammerspielen des Landestheaters, am 30. September 1916 dieses Stück durch Hans Demetz zur Aufführung gelangt war. Sohn-Darsteller war Gerd Fricke. Bühnengestalter der Bruder des Regisseurs Karl Demetz. Hans Demetz lebt als 75jähriger Deutschlehrer noch heute in Prag. (Übrigens stammten die Großeltern Demetz aus dem Tiroler Grödnertal.) Sein Sohn Peter Demetz ist Germanist an einer Universität in den USA und als Buchautor — darunter „Rilkes Prager Jugendjahre“ — gut bekannt. Auch dessen Frau, Hanna Demetz, hat sich als Autorin leichter, aber flüssig geschriebener Bücher mit biographischem Einschlag bekannt gemacht. Nach dem Erfolg von „Meine amerikanische Tochter“ erscheint nun gerade im Ullstein-Verlag ihr „Haus in Böhmen“. Hanna Demetz wurde 1928 in Aussig geboren und sie beschreibt das Verschwinden der Großeltern, der Onkel und Tanten in Hitlers „Transporten“. Dieser Roman eines Mädchens, das zwischen den Rassen und Völkern geboren wurde, verspricht ein Bestseller zu werden.

Das junge Ehepaar Demetz ist gewissermaßen ein Ausläufer des Prager Autorenkreises und man staunt immer wieder, wie dieses vielgestaltige Prag durch tschechische, deutsche und jüdische Kulturgeschichten zu einer europäischen Großstadt im barocken österreichischen Bereich wurde, wo es eigentlich mit seinen 40.000 deutschen Bürgern eine Kleinstadt war. Und doch sind von hier zwei literarische Strömungen in die Welt gegangen: der Expressionismus und der Existentialismus durch seinen Schöpfer Franz Kafka.

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