Der Luxemburger Karl wurde in Prag geboren. Seine Mutter war die Przemysliden-Prinzessin Elisabeth, sein Vater der „wahre“ Luxemburger Johann, Sohn des Kaisers Heinrichs VII. Die damals einflußreichsten Königsmacher im Heiligen Reich, die Erzbischöfe von Trier - Balduin - und Mainz - Peter von Aspelt-, hatten Heinrichs Wahl zum Kaiser, dann die Heirat des Kaisersohnes Johann mit Elisabeth von Böhmen arrangiert, womit Böhmen in die Hand der kaiserli-chen Familie gelangte. 1316 wurde Wenzel geboren, der sich dann Karl nannte.Vater Johann zerstritt sich bald mit seiner Frau, nahm ihr den
Linz hat ein Brucknerhaus bekommen, und die Akustik ist gut. Ein solches Gebäude muß durch Aktivitäten ausgefüllt werden, Ka-rajan wird hier mit den Berliner Philharmonikern im Juni konzertieren. Das Jahr 1978 soll aber auch Adalbert Stifter gewidmet sein, der hier in Linz vor 110 Jahren gestorben ist Vom 27. bis 29. September wird hier ein Stifter-Fest stattfinden, Stifters Malereien werden ausgestellt werden, und Stifter-Forscher aus Deutschland, Polen und England sind zu einem Symposium eingeladen worden. Es ist zu hoffen, daß auch Wissenschaftler aus der CSSR kommen, wo die meisten
Zwei Bücher über das Sudetenland’ haben mir einiges gebracht. Das erste ist ein Lesebuch zur Geschichte der Sudetendeutschen, das zweite ein heimatkundliches Lesebuch, gewissermaßen ein Wanderbuch mit Schilderungen namhafter Autoren von Stifter bis zur Moderne.Man muß es dem Autor des ersten Buches hoch anrechnen, daß er Dokumentarisches aus Büchern bis zur neuesten Zeit der Umsiedlung ohne Haß und Parteinahme mit Angabe der Quellen abdruckt, er läßt gewissermaßen die Historie sprechen. Tatsachen werden von Augenzeugen erklärt. Uber das Problem der Sudetendeutschen werden Masaryk,
Wieviel Phrasen werden gedroschen, wenn es heißt, Kulturgüter der Ostdeutschen zu bewahren! Wenn man sich aber an die Redaktionen wendet, um neue Entdeckungen über die Entstehung von Sagen wie Rübezahl in Druckerschwärze unterzubringen, bekommt man nur ausweichende Antworten. Wen interessiert das heute? Ein Puppenspiel im Fernsehen anzubringen, daß die Wandersage über den Prager Golem behandelt, scheint unmöglich. Dagegen verstehen es die Tschechen, aus einem Trickfilm „Rübezahl und der Schuster“ oder „Rabbi Löws letzte Liebe“ Kapital in Devisen ebenso zu schlagen wie aus der
Fast hätte die Überschrift anders geheißen: Reichsdeutsche in Israel, denn „Germania“ kommt im hebräischen Titel der Landsmannschaft ehemaliger reichsdeutscher Juden noch heute vor. Ein Witz besagt: Wer sind die letzten Preußen? Die Juden aus Berlin! Sie sind mit ihrer preußischen Chuzpe (Frechheit) und Berliner Charme ihrem ehemaligen Wohnort treu geblieben, sie werden Jäckes genannt, angeblich, weil sie in diesem heißen Klima nicht hemdärmelig erscheinen, sondern in Tropenhitze mit Jacke und Schlips. Wenn Ihre Germania-Landsmannschaft einen Festabend mit Tanz an einem jüdischen
Der in Wiener Neustadt geborene Autor hat bereits über „Die Zehn Gebote“ und „Die Hunnen“ geschrieben, nun hat er alles zusammengetragen, was wissenswert über die Goten ist. Von den Kelten hat uns Xenophon und Cäsar berichtet, Namen wie Gallus, Galater, Galizien im polnischen und spanischen Raum sind keltisch. Bei der Gotenwanderung von Gotland, Göteburg bis Gotalanien, dem heutigen Katalanien, ist manches unbekannt geblieben. Zuerst sind sie zur Weichselmündung gekommen, dann von hier durch die weite Ebene zum Schwarzen Meer, wo vor 1600 Jahren Ermanrich, ihr König, gestorben
Am 18. Dezember wird es 190 Jahre sein, daß Carl Maria von Weber, der Freischütz-Komponist, geboren, im Juni war es 150 Jahre, daß er in London gestorben ist: 40 Jahre war er alt geworden, bei der ärztlichen Untersuchung fand man ein Geschwür am Kehlkopf, Tuberkeln in eitrigem Zustand, die Luftzellen der Lunge waren zerplatzt. Beim heutigen Stand der Wissenschaft wäre Webers Krankheit - frühzeitig behandelt - verschwunden, und wir hätten noch viele Melodien geerbt, die wir heute nicht kennen.Seine Krankheit sah man ihm an, es wurde ihm oft geraten, „nach Eger“ zu gehen, wo er sich
Vor genau 70 Jahren trafen sich in der österreichischen Frei hafenstadt Triest zwei berühmte Autoren. Der eine war Ire 24 Jahre alt, erst vor einem Jahr nach Triest zugezogen. Er hatt» ein Jahr vorher geheiratet, ging mit Frau Nora über Zürich nacl Pola und wollte in Triest Englisch unterrichten. Dort lernte ei den Sohn eines Kaufmannes aus rheinischer Familie kennen, dei aus seiner Lehrzeit bei Würzburg deutsche Kenntnisse mit nacl Triest brachte. Er hieß Ettore Schmitz und war zwanzig Jahr« älter als der Ire James Joyce. Beide versuchen sich in Romanen Schmitz schreibt psychologisierende Prosa mit stark autobio graphischen Zügen und wird zwar gar nicht in seinem italieni sehen Heimatland bekannt, aber bestärkt durch Joyce: Er ander seinen Namen in Italo Svevo (und nach seinen Romanen werdei jetzt oft Fernseh-Spiele gedreht). Nach dem Ruin des Vaters ver dient er sein Geld als Bankangestellter.
Karl Kraus wurde im böhmischen Landstädtchen Jitschin geboren, vier Jahre später wurde er durch Ubersiedlung ein „Wiener“. Aus der jüdischen Gemeinde trat er am 12. Oktober 1899 aus, von seiner jüdischen Familie distanzierte er sich bereits nach dem Tode seines Vaters Jakob, dessen Vermögen es dem Sohn ermöglichte, ein unabhängiger Zeitschriftenherausgeber zu werden. Jüdischen Familiensinn hatte er überhaupt nicht, er betrachtete Familienbande als „Bande“, und viele Freundschaftsverbindungen verwandelten sich bei ihm in Haß. Er vergab nicht und vergaß nicht, die Idee eines
Piaristen (Fromme Väter) waren ein geistlicher Orden, der seine Mitglieder auch zum unentgeltlichen Unterricht der Jugend verpflichtete. 1607 von einem spanischen Edelmann in Rom gegründet, wurde er vor 350 Jahren päpstlich bestätigt und wirkte dn Polen und Österreich Ordensverfassung und Kleidung waren ähnlich wie bei den Jesuiten, deren Schulwesen sie ersetzen sollten, als die Jesuiten unter Joseph II. aus Österreich verdrängt wurden. In Böhmen besonders übernähmen sie einen Großteil der damaligen Lateinmittelschulen, und die Wissenschaft In den böhmischen Ländern verdankt dem
„Am 3. Jänner 1923 ist Jaroslav Hasek, der Autor des Schwejks, gestorben. Geboren wurde er am 30. April 1883 in Prag. Er war der Sohn eines Lehrers und hatte eine ärmliche Kindheit. Nach Absolvierung einer Handelsakademie war er kurze Zeit Versicherungsbeamter. Er gab jedoch einem Boheme-Leben den Vorzug und kehrte von längeren Reisen, die ihn auch auf den Balkan führten, 1907 zurück. Er wurde durch allerlei Eulenspiegeleien bekannt und war literarisch sehr produktiv, indem er Redaktionen mit seinen Humoresken überschüttete. Eine Zeitlang war er in der Redaktion in der Zeitschrift
Alexander Dordett, Professor für Kirchenrecht an der Wiener Universität, derzeit Rektor magniflcus, Präsident des Wiener Metropolitan-gerichtes, weltberühmter Fachmann auf dem Gebiet der kirchlichen Ehepraxis, hat ein kleines Buch über ein bedeutendes Thema herausgegeben, über die (katholischen) Ehegerichte in der Krise.Die Zahl der Veröffentlichungen über das Thema „Unauflöslichkeit der Ehe“ hat in den letzten Jahren so sprunghaft zugenommen, daß selbst die Orientierung über den Gang der Argumentation schwerfällt. Bereits durch die Titelgebung deutet der Verfasser an, daß er
Aus Amerika mußte dieser hervorragende Gedanke kommen, dem Laienpublikum eine populäre Übersicht über das Literaturgeschehen der letzten 25 Jahre zu geben, also nicht nach Germanistengebrauch ganze 50 Jahre abzuwarten! Peter Demetz, ein geborener Prager, heute Professor an der Yale-Universität, USA, bereits bekannt durch sein Buch über „Renė Rilkes Prager Jahre” und andere literarhistorische Untersuchungen, stellt dem Publikum, nachdem er eingangs die literarischen Szenen in der Gesellschaft und Literatur der Schweiz, Österreichs, der DDR und der Bundesrepublik Deutschland beleuchtet hat, acht Lyriker, sechs Dramatiker und acht Erzähler vor.
Wer das neue Heinrich-Heine-Jahrbuch 1970, erschienen bei Hoffmann und Campe in Hamburg, zur Hand nimmt, wird dort meinen Beitrag „Heinrich Heine und Prag“ vorfinden, in dem ich zum ersten Mal auf Grund bisher unveröffentlichter Dokumente und Briefe über Heines Spekulation mit Prager Gasfabriks-Aktien beweise, wie Heinrich Heine hier fast um sein ererbtes Geld gekommen wäre. Er, der so ganz begeistert zuerst sagte: „Gaslicht hat in Prag große Zukunft!“ hat dann mit dem Schwager des Gasfabrikanten Friedländer, dem Arbeiterführer Lassalle, eine eingehende Korrespondenz geführt.
Ernst Deutsch behauptete von sich, er sei der erste Darsteller von Ha-senclevers „Sohn“ gewesen. Er trat aber nur bei einer geschlossenen Aufführung in Dresden auf, nachdem bereits eine Woche vorher in Prag, in den Kammerspielen des Landestheaters, am 30. September 1916 dieses Stück durch Hans Demetz zur Aufführung gelangt war. Sohn-Darsteller war Gerd Fricke. Bühnengestalter der Bruder des Regisseurs Karl Demetz. Hans Demetz lebt als 75jähriger Deutschlehrer noch heute in Prag. (Übrigens stammten die Großeltern Demetz aus dem Tiroler Grödnertal.) Sein Sohn Peter Demetz ist
Hier soll nicht die Rede sein von Milena Jesenskä, der tschechischen Journalistin, die zwar zur Zeit der Bekanntschaft mit Franz Kafka in Wien lebte, aber aus Prag stammte. Es war eine andere Tschechin, in Wien 1820 in der Alservorstadt geboren, die spätere berühmte Schriftstellerin Bozena Nemcovd, die Autorin des Buches „Babicka — Die Großmutter“, das Franz Kafka so liebte, daß er sich auch für den Werdegang und die Briefkorrespondenz dieser Wienerin interessierte. Nemcovä hieß sie, seit sie einen böhmischen Finanzbeamten Nemec geheiratet hatte; ihre junge Ehe scheiterte aber
DEUTSCHLAND OHNE JUDEN, eine Bilanz. Von Bernt Engelmann. Schneekluth-Verlaig, München. DM 28.—.In den letzten Jahrzehnten wurden viele Bücher über Juden, Judentumkunde usw. herausgegeben, die Bücher von Friedrich Heer und Werner Keller, Roger Peyrefitte und Lexika inbegriffen. Es muß daher der Eindruck vorherrschen, daß der Bedarf gedeckt ist. Wenn hier von der Neuerscheinung „Deutschland ohne Juden“ gesprochen wird, so hängt dies auch damit zusammen, daß sich das Buch einer Spezialfrage widmet und daß es trotz des vorherrschenden Tatsachenmaterials und des guten
Am 7. März waren es 120 Jahre, daß Tomäi Masaryk in Göding im südmährischen Winkel zwischen Slowakei und Österreich geboren wurde. Wenn er mit 64 Jahren an einer Operation gestorben wäre, wäre er als unbekannter Politiker und um-käimpfter Wahrheitsfanatiker der Vergessenheit anheimgefallen. So aber ging der pensionsreife Universitätsprofessor in die Emigration, wo er seine publizistischen Verbindungen und familiären Beziehungen zur anglo-amerikanischen Welt spielen ließ. In der Unabhängigkeitsbewegung war er zwischen dem unbeliebten Tschechen Benes und dem eleganten Salonlöwen,
In den Jahren 1911/12 war Albert Einstein Professor für theoretische Physik an der Deutschen Universität in Prag. Sein Institut war in der Weinberggasse, und sein Amtsraum im zweiten Stock hatte eine schöne Aussicht in einen alten Baumgarten jenseits der Straßenmauer, der zum Irrenhaus der dortigen Klinik gehörte. Man nannte diesen Komplex, der zur St.-Katherina-Kirche gehörte, „Katefinky“. Dort gingen vormittags die Frauen, nachmittags die Männer dieser Anstalt spazieren, und als Albert Einstein seine Kathederstelle Philip Frank übergab, sagte er ihm: „Dort sehen Sie'die Narren,
Aus der CSSR kommen Nachrichten, wonach Prorektor Prof. Doktor Eduard Goldstücker aus Prag, derzeit Germanist an der Sussex-Universität in England, als Reformpolitiker der Prager Kommunisten herausgegriffen werden wird und daß ihm ein Prozeß gemacht werden soll. Dieser Schauprozeß hängt auch mit einem zweiten falschen Protokoll der Weisen aus Zion“ zusammen, weil Goldstücker dieses wiederum von Moskau gelenkte Falsifikat erkannt und davor gewarnt hat. Wer ist Goldstücker? Dr. Eduard Goldstücker stammt aus einer kleiner Judengemeinde an der polnisch-slowakischen Grenze. Goldstücker
Es gibt ihrer gewiß mehr und ich habe schon einige durch Artikel der Vergessenheit entrissen: Ernst Feigl und Liliencrons Fremdenführer Glaser.Diesmal sollen aber Worte der Erinnerung zwei Redakteuren des ehemaligen kleinen Regierungsorgans „Prager Abendblatt” gewidmet sein… aber wer von der jüngeren Generation kennt heute noch den Unterschied zwischen der „Prager Abendzeitung” aus der Herrengasse und dem „Prager Abendblatt” aus der Karmelitergasse auf der Kleinseite, die vor Sonntagen und Feiertagen mit einer wertvollen Beilage erschien?Dort arbeiteten neben Dr. Max Brod, der
Noch bevor Max Brod im Dezember 1968 gestorben ist, erhielt ich aus Israel eine Zuschrift, ich möge zu der Festschrift, die literarische Freunde zu dem im Mai 1969 stattfindenden 85. Geburtstag herausgeben wollen, einen Beitrag schreiben. Ich habe dies gern getan, dabei von dem Standpunkt ausgehend, daß so viele einen ästhetischen Beitrag oder kritische Urteile einschicken werden, daß ich mich anderweitig ausrichten sollte, und so schrieb ich, der ich um 20 Jahre jünger und mit Max Brod nicht verwandt bin, einen Artikel über „Max Brod und die jüngere Generation in Prag“ voll von
Ich weiß, daß der große deutsche Schauspieler Paul Wegener mehrere Frauen hatte, die sich — trotz Rivalität und Scheidung — beim jeweiligen Geburtstag „ihres“ Pauls und Exgatten einträchtig in seinem Berliner Heim, das im letzten Weltkrieg mit seinen chinesischen Sammlungen gebombt wurde, trafen. Aber für mich als Prager gab es nur eine Frau Wegener, und das war Lyda Salmonovä, die Tochter eines Prager Arztes, die trotz tschechischer Muttersprache am Prager Nationaltheater keime Erfolgsmöglichkeiten sah und nach Berlin ging, um Reinhardt-Schülerin zu werden. Dort erblickte sie
Wer sich von Wien oder Linz mit dem Auto Prag nähert, kann zwei interessante Schlösser besuchen: Konopišt, das Schloß des Thronfolgers Ferdinand, und Vrchotovy Janovice, das Schloß der Familie Nädherny. Hier versammelten die Geschwister Nädherny, Baron Karl und Baronin Sidonie von Borutin, trotz ihres tschechischen Namens Deutsche, Intellektuelle als ihre Gäste, darunter auch R. M. Rilke und Karl Kraus. Heute ist ein großer Bibliotheksraum dem Andenken des Prager Lyrikers Rüke gewidmet. Aber nichts deutet an, daß hier Karl Kraus sehr oft weüte und sich mit dem Gedanken trug,
Immer, wenn mir der Zufall Lebenserinnerungen eines Prager Schriftstellers in die Hand spielt (von Friedrich Mauthner, Max Brod, E. E. Kisch, Willy Haas), ersehe ich, daß ich dieselben Schulbänke in der Volksschule gedrückt habe wie sie: Die der Piaristenvolksschule mit öffentlichkeitsrecht in der Prager Herrengasse. Ich bin noch knapp vor Torschluß in diese Volksschule gegangen, wo man Schulgeld zahlen mußte, bevor der Umsturz des Jahres 1918 diese gesperrt hat. Von den fünf alten Lehrern, die teilweise Tschechen waren, gingen drei in Pension, zwei traten zur tschechoslowakischen