Mikis Theodorakis - © Foto: APA / AFP / Pool / Orestis Panagiotou

Zum Tod von Mikis Theodorakis: Komponist, Minister, Widerständiger

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Mikis Theodorakis, der in seiner Heimat Griechenland als Volksheld verehrt wurde, ist am 2. September 96-jährig in Athen gestorben.

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Mikis Theodorakis, der in seiner Heimat Griechenland als Volksheld verehrt wurde, ist am 2. September 96-jährig in Athen gestorben.

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Es war ein Lied, das um die Welt ging: Mit der berühmten Sirtaki-Melodie aus dem Film „Alexis Sorbas“ wurde der griechische Komponist Mikis Theodorakis Mitte der 1960er Jahre weltbekannt. Vorige Woche ist Theodorakis, der weit mehr war als nur ein Komponist, im Alter von 96 Jahren gestorben. Er schuf nicht nur über tausend musikalische Werke (Filmmusik, Lieder, Symphonien, Kammermusik, Kantaten, Oratorien, Opern und Ballettmusik), sondern war auch Schriftsteller, Widerstandskämpfer und Politiker. Er wurde mehrmals ins Parlament gewählt und brachte es 1990 sogar zum Minister. In Griechenland wurde er als Volksheld verehrt, anlässlich seines Todes wurde eine dreitägige Staatstrauer verhängt.

Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Theodorakis im Widerstand gegen die deutschen Besatzer. Im griechischen Bürgerkrieg (1946 bis 1949) schloss er sich den Kommunisten an, wurde verhaftet, in einem Lager interniert und gefoltert. Während der griechischen Militärdiktatur (1967 bis 1974) ging er in den Untergrund und wurde zum Staatsfeind Nummer eins erklärt, seine Musik verboten. Nach seiner Verhaftung wurde er abermals gefoltert, nur aufgrund internationalen Drucks wurde ihm die Ausreise ins Exil nach Paris gestattet. Bei seiner Rückkehr nach dem Zusammenbruch des Regimes bereiteten ihm 80.000 Menschen einen triumphalen Empfang. Mit zunehmendem Alter wandte er sich vom Kommunismus und von der Linken ab; die beiden letzten Male, als er ins Parlament gewählt wurde, kandidierte er als Parteiloser. Als Minister ohne Portefeuille in einer Großen Koalition setzte er sich gegen Terrorismus und Drogen, für Kultur und Bildung sowie für eine Verbesserung der gespannten Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei ein.

Theodorakis hat die griechische Volksmusik außerhalb Griechenlands bekannt gemacht, aber auch wesentlich dazu beigetragen, sie in der eigenen Heimat salonfähig zu machen. Der Sirtaki übrigens, den die Protagonisten in „Alexis Sorbas“ tanzen, wurde eigens für den Film kreiert. Die Schrittfolgen der authentischen griechischen Volkstänze erwiesen sich für Anthony Quinn in der Titelrolle als zu kompliziert, also wurde flugs ein einfacherer Tanz erfunden.

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