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Betrieb und Gesellschaft

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Das Werk des bekannten bundesdeutschen Wirtschaftspädagogen, welcher derzeit in Freiburg lehrt, geht von einem pädagogischen Grundanliegen aus: den Betrieb in den Dienst der Verfestigung der Gesellschaft stellen. Der Betrieb ist nun einmal, geradezu spontan, eine Erziehungsinstitution. Um aber den Betrieb als ein bedeutsames Element der Erziehung zu erkennen, tut not, zuvorderst die Betriebs Wirklichkeit zu analysieren und sich der Funktionen bewußt zu weiden, die der Betrieb ausübt und die anderseits faktisch einen erzieherischen Einfluß auf jene haben, welche in die Funktionsbeieiche von Menschen und Sachen geraten.

Unter Bedachtnahme auf die Grunderkenntnisse der Betriebssoziologie gibt der Verfasser einen wertvollen Abriß der Entwicklung des Betriebes von der handwerklichen Epoche bis in die Zeiträume der fabrikweisen Herstellungsweisen. Die Betriebe sind jeweils Erlebnisräume, sie lassen den Beschäftigten das Wesen des Handwerks -und die in der handwerklichen Fertigung angelegten Krisen erkennen, sie machen dem Arbeiter in der Fabrik offenbar, daß er mit seinen. Arbeitskollegen, als. Klasse integriert, die Gesellschaft mitzuwandeln vermag. Die Betriebe vermitteln Berufswissen und geben zu, erkennen — bei der großbetrieblichen Berufsmischung ganz besonders —, wie sich das Werkstück nur aus einer Kombination von verschiedenen Berufsleistungen und Arbeitstechniken heraus entwickeln kann. Alle diese 'Fakten schildert der Autor in einer kundigen Weise unter gleichzeitigem Hinweis auf die neueste Literatur und, wo notwendig, reich mit Zahlen belegt. Im dritten Kapitel geht Professor Abraham davon aus, daß der Betrieb, im Sinne der Soziologie, eine Gruppe ist, eine der Primärgruppen der Gesellschaft von heute. Als Sozialgebilde steht der Betrieb unter verschiedenen Ordnungsleitbildern, dem ökonomischen etwa oder dem technologischen. Nunmehr auch unter dem spät erkannten Bemühen, den Menschen im Betrieb in seiner menschlichen Seinsweise zu erkennen und demgemäß zu behandeln. Gerade die Ordnungsprinzipien im Betrieb, die nun einmal, soll der angestrebte Betriebszweck erreicht werden, einzuhalten sind; vor allem die Ordnungsprinzipien sind Elemente der Erfahrung, die jedem, der mit Menschenführung im Betrieb und mit der Heranbildung von Menschen für die Betriebe zu tun hat, bewußt sein müssen, soll nicht seine pädagogische Tätigkeit eine mechanische Wissensvermittlung darstellen, keineswegs geeignet, die im Betrieb dieser Tage angelegten gesellschaftsformenden Faktoren zu aktivieren.

Das Buch muß allen Pädagogen (allen, denn auch der Humanist erzieht Menschen für Betriebe, wenn auch besonderer Art) und Betriebswirtschaftern zur Lektüre empfohlen werden, ist es doch neben der „Betriebspädagogik“ von Hochschulprofes-sor. Krasensky (Wien) ein unentbehrliches Handbuch geworden, das pädagogische Anliegen mit nüchterner Wirklichkeitserkenntnis verbindet.

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