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Othmar Spann - heute

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Die Wiederkehr des Todestages von Othmar Spann war für die Redaktion Anlaß, den bedeutendsten Vertreter des Universalismus in der Gegenwart, den derzeitigen Rektor der Hochschule für Welthandel in Wien, um eine Würdigung des Lebenswerkes des Verstorbenen zu bitten. Das Pro und Kontra um die Lehre von Othmar Spann, keineswegs eine abgestorbene Diskussion, bedarf insoweit einer Klärung, als heute, nach der vorhanden gewesenen Möglichkeit, das universalistische Lehrgut mit der Wirklichkeit zu konfrontieren, die Auseinandersetzungen gegenstandsnäher geführt werden können. Der Beitrag von Magnifizenz Heinrich, eine präzise und in höchster Konzentration gebotene Darstellung, hat den Charakter einer bereits wieder notwendig gewordenen Rekapitulation der Spannschen Lehre, die nunmehr jenseits aller sie seinerzeit mitbestimmenden historischen Bedingungen interpretiert werden kann.

Die Redaktton

Am 8. Juli 1950 — vor fünfzehn Jahren — starb Othmar Spann auf seinem Besitz Werkschloß bei Neustift im Burgenland. Am 1. X. 1878 in Altmannsdorf geboren, begann er 1898 das Hochschulstudium in Wien und studierte darnach in Zürich, Bern und Tübingen Volkswirtschaftslehre, Gesellschaftslehre und Philosophie. 1903 wurde Spann in Tübingen auf Grund einer Dissertation, „Untersuchung über den Gesellschaftsbegriff zur Einleitung in die Soziologie“, summa cum laude zum Doktor der Staatswissenschaften promoviert. Aus seiner 1903 be-

ginnenden Tätigkeit in der von Chr. J. Klumker geleiteten „Zentrale für private Fürsorge“ in Frankfurt am Main erwuchsen eine Reihe statistischer, wirtschafts- und gesellschaftswissenschaftlicher Arbeiten.

1907 habilitierte sich Spann mit der Schrift „Wirtschaft und Gesellschaft“ bei Friedrich von Gottl-Ottlüienfeld an der Technischen Hochschule in Brünn, an der er 1909 zum außerordentlichen und 1911 zum ordentlichen Professor ernannt wurde. 1919 wurde er als ordentlicher Professor für Nationalökonomie und Gesellschaftslehre an die Universität Wien berufen. Im März 1938 enthob man Spann seiner Professur und brachte ihn ins Gefängnis. Aber auch nach 1945 konnte er nicht mehr in sein Lehramt zurückkehren und oblag völlig zurückgezogen seinen wissenschaftlichen Arbeiten. Gerade in dieser Zeit konnten mehrere große wissenschaftliche Werke entstehen.

Der im Almanach der österreichischen Akademie der Wissenschaften1 veröffentlichte Nachruf von Ferdinand von Degenfeld-Schonburg — Spann war 1933 von der Akademie der Wissenschaften zum korrespondierenden Mitglied gewählt worden — umfaßt ein Schrifttumsverzeichnis von 119 Titeln, darunter 30 Büchern. Viele Bücher hatten mehrere Auflagen, seine „Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre auf lehrgeschichtlicher Grundlage“ nicht weniger als 26s. Die „Haupttheorien“ und andere Werke Spanns sind in die Weltsprachen einschließlich des Japanischen und Chinesischen übersetzt worden.

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