6724070-1965_24_06.jpg
Digital In Arbeit

Der vergessene Kongokrieg

Werbung
Werbung
Werbung

„General Mobutu, der Oberbefehlshaber der kongolesischen Streitkräfte, hat sich bereit erklärt, Urlaub zu nehmen, um europäische Fachärzte zu konsultieren, die ihn von den Folgen seiner Inhaftierung heilen könnten, die der Oberbefehlshaber in der Nacht zum 20. November 1963 erlitt, als der Regierung Adoula feindlich gesinnte Elemente ein Attentat auf ihn versuchten“ — teilte lakonisch der kongolesische Regierungssprecher den anwesenden Journalisten im Leopoldville mit, als General Mobutu Anfang Mai den Kongo verließ.

Aber anstatt sich, wie verlautet, in Lausanne au kurieren, tauchte Mobutu plötzlich in Brüssel, bereits das zweite Mal seit Anfang April, auf. Die belgischen Zeitungen berichteten, daß in Brüssel multilaterale militärisch-politische Verhandlungen zwischen einer amerikanischen Militärdelegation, Vertretern der belgischen Streitkräfte und Mobutu persönlich vonstatten gingen.

Den Presseberichten zufolge haben sich die Vereinigten Staaten und Belgien im Laufe dieser Verhandlungen bereit erklärt, Tschombes Regierung auch weiterhin militärische Hilfe zu leisten. Es wurde unter anderem beschlossen, noch eine Abteilung belgischer Ausbildungsoffiziere nach Leopoldville zu senden, um die von der aufständischen Bewegung erfaßten Gebiete zu befreien.

Die mit tschechischen und zum

Teil sowjetischen Waffen ausgerüsteten „Rebellenarmeen“ kämpfen noch immer, vereinzelt und voneinander zerstreut, an drei Fronten: im Osten, im Südwesten und am Äquator. Die „Ostfront“ verläuft durch die Ostprovinz, durch Kiwu und Nordkatanga; die Südwestfront durch Kwilu und die Äquatorialfront durch die gleichnamige Provinz an

der großen Windung des Kongo zwischen den Städten Befale und Bumba.

Rebellen auf dem Rückzug

Dank Mobutus Brüsseler Vereinbarung gelang es der kongolesischen Zentralregierung, die Rebellentruppen, die unter der Führung des Verteidigungsministers der „volksrevolutionären Regierung“, Gaston Soumialot,'standen, von fast allen Fronten zurückzuwerfen. Die kommunistischen Rebelleneinheiten — sie nennen sich ein wenig hochtrabend „Nationale Befreiungsarmee“ — erlitten eine Niederlage nach der anderen und mußten zuerst die Städte Baraka, Kabambare, Fizi und Kasongo in der Provinz Kiwu und dann den größten Teil Nord-katangas räumen.

Am 7. Mai erklärte der Innenminister der sogenannten „Volksrevolutionären Regierung“, Asumani Senghi, daß die „revolutionären“ Truppen Tschombes Söldner aus mehreren Städten, darunter aus Aba und Paulis, vertrieben haben. Radio Leopoldville gab demgegenüber bekannt, daß die regulären Armee-Einheiten der Zentralregierung auch diese Städte von den Aufständischen räumen konnten.

Die angegebenen Daten sind fast immer unkontrollierbar: Die Kommunisten geben an, daß ihre Streitkräfte zur Zeit ein Gebiet von nicht weniger als 800.000 Quadratkilometer mit einer Bevölkerung von 7 Millionen kontrollieren. Die Miii-

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung