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Ein „Urwald” in der Steiermark

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Vor 22 Jahren war die Idee, eine kleine Fläche eines bewirtschafteten Waldes sich selbst zu überlassen, nachgerade revolutionär. Im Vergleich mit einer zweiten kleinen, herkömmlich bearbeiteten Fläche sollte die Frage beantwortet werden: Was macht die Natur anders, wenn man sie sich selbst überläßt? Die Anregung zu diesem Projekt, 1973 von Universitätsprofessor Kurt Zukrigl von der Universität für Bodenkultur gemacht, wurde im Forstbetrieb des Souveränen Malteser Bitterordens in Ligist, in der Steiermark, realisiert.

Mai 1995: Wir besuchen die zwei Hektar große, sich selbst überlassene Naturwaldzelle in über 1.000 Meter Seehöhe im Revier Sommereben bei Ligist. Oberforstmeister Josef Spork führt uns durch den Wald.

Zu Fuß durchstreifen wir das Dickicht, verheddern uns im boden-nahen Geäst, stolpern über zersplitterte, herumliegende Baumstümpfe. Dichtes Laub bedeckt den Waldbosaftigen Sprößlinge aus den Samen des Vorjahres. Da und dort ein toter Baum. Sie liegen am Boden oder stoßen die kahlen, mageren Äste spitz in die Gegend. Jedoch, für den hier lebenden Schwarzspecht - ein idealer Nistplatz. Die viel zu eng zusammenstehenden Baumstämme sind dünn und schief. Die Kronen klein und durchscheinend.

Welch ein Unterschied zum Wirtschaftswald! Mit 2.900 Hektar, ist er die Haupteinnahmequelle der Malteser hier in Ligist. Er macht einen aufgeräumten und ordentlichen Eindruck: Gerade starke Stämme tragen eine dichte, hohe Baumkrone. Die einzelnen Bäume - zu 75 Prozent Fichten und Buchen, Tannen, Kiefern, Lärchen, Ahorn - scheinen alle genügend Platz zu haben. Dazwischen junge, buschähnliche Bäumchen - die Naturverjüngung des Vaterwaldes. Sie sorgt im Lauf dersung des Waldes an seinen Standort. Diese Bäume - daran ist nicht zu zweifeln, sind gesund und widerstandsfähig oder wie es in der Forstsprache heißt - stabil.

Jedoch anzunehmen, daß die weniger attraktiven Bäume des Naturwaldes, den Brüdern im regelmäßig durchforsteten Wald an Gesundheit nachstehen könnten, ist falsch. Diese überraschende Entdeckung konnte man aus dem Vergleich der beiden Versuchsflächen machen. Der Grund dafür liegt im humusreicheren Waldboden der Ökozelle durch das Todholz.

Ist noch der Borkenkäfer zu erwähnen, der im Naturwald ein ideales Revier vorfindet. Er könnte eine Bedrohung für den gesamten Wald darstellen. Hier, in über 1.000 Meter Höhe, ist diese Gefahr nicht gegeben. In einem Wald in 200 Meter Höhe wäre das etwas anderes.

Wald-Ökozellen, vom Souveränen Malteser Ritterorden in Ligist bereits vor 22 Jahren in die Praxis umgesetzt, propagiert nunmehr für ganz Österdete Verein für dynamisches Biotopmanagement, Biosphäre Austria -kurz Biosa genannt.

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