Bürgermeisterkandidat Anzengruber - Johannes Anzengruber schaffte es mit „Bei-die-Leit-Leitkultur“ in die Innsbrucker Bürgermeister-Stichwahl. - © APA / EXPA / Johann Groder

Johannes Anzengruber: Der Innsbrucker Kaspressknödel-Sieger

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Mit seiner "Bei die Leit"-Leitkultur hat es der Ex-Almwirt Johannes Anzengruber in die Stichwahl um das Amt des Innsbrucker Bürgermeisters geschafft.

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Mit seiner "Bei die Leit"-Leitkultur hat es der Ex-Almwirt Johannes Anzengruber in die Stichwahl um das Amt des Innsbrucker Bürgermeisters geschafft.

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Ein roter Bundespräsident, ein schwarzer Landeshauptmann, ein Tiroler Wirt und viele lachende Gesichter vor einer Almhütte: Lasst andere die Mitte für sich reklamieren und über Leitkultur politisieren – Johannes Anzengruber hat diese bei der Innsbrucker Gemeinderatswahl am Sonntag symbolisiert, damit seine alte politische Heimat ÖVP deklassiert und sich in die Stichwahl ums Bürgermeisteramt hineinkatapultiert.

Als der langjährige populäre Almwirt Anzengruber ein gut 15 Jahre altes Foto von sich gemeinsam mit Heinz Fischer und Herwig van Staa vor seiner Quasi-Parteizentrale Arzler-Alm für den Wahlkampf aus dem Familienalbum herausgesucht hatte, läuteten bei der ÖVP in Stadt und Land wahrscheinlich die Alarmglocken. Aber da war es bereits zu spät und das gemeinsame Tischtuch nach dem Rauswurf aus dem Vizebürgermeisteramt und der Partei zerschnitten. Das soll was heißen, gehört Anzengrubers Familie, für Tirol nicht überraschend, doch seit Generationen zum schwarzen Kern; schon seine Großmutter saß für die Volkspartei als eine der ersten Frauen im Tiroler Landtag, was wiederum nicht selbstverständlich ist.

Risiko im Blut

Nicht selbstverständlich ist auch das Risiko, das Anzengruber mit seiner Listengründung und Kandidatur eingegangen ist. Von knapp 300.000 Euro Wahlkampfkosten ist die Rede, die er gemeinsam mit seiner Frau fast zu Gänze selbst finanziert habe. Seine Bereitschaft zum Risiko prägte auch die bisherige Berufslaufbahn des 45-Jährigen. Nach der HTL für Elektrotechnik arbeitete er als Projektleiter bei den Tiroler Kliniken, bis ihn seine Mutter bat, ihr Genussprojekt Arzler-Alm am Fuß der Nordkette über Innsbruck zu übernehmen. Anzengruber ließ den sicheren Job mit Freizeitgarantie sausen und wurde Wirt.

Mit gleicher Konsequenz gab er 2020 seinen Almschlüssel ab, als ihm die ÖVP das Amt des Vizebürgermeisters anbot. Mit vom Berg ins Tal nahm er Leutseligkeit und Hüttenschmäh. Als der sogenannte Plagiatsjäger aus Salzburg auch seine Bachelor-Arbeit durchleuchtete (kein Plattschuss), lautete Anzengrubers Kommentar: „Wenn man lange genug weitergräbt, findet man vielleicht auch noch heraus, dass meine Kaspressknödel schuld daran waren, dass 1809 die Schlacht am Bergisel verloren ging.“ Während diese Frage noch intensiver Forschung bedarf, sind Anzengrubers Knödel mit Sicherheit mit ein Grund, dass er es in die Stichwahl um den Bürgermeister von Innsbruck schaffte.

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