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Mosambik erwacht aus schwerem Trauma

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Keine Waffen, sondern Wirtschaftshilfe für Mosambik fordert der Erzbischof von Maputo vom reichen Norden.

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Keine Waffen, sondern Wirtschaftshilfe für Mosambik fordert der Erzbischof von Maputo vom reichen Norden.

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Mosambik werde für das weltweit ärmste Land gehalten, bedauert Kardinal Alexandre Dos Santos, erstmals auf Besuch in Österreich. Dabei müßte es nicht so sein. Sind doch alle zehn Provinzen des Landes, in dem am 27. und 28. Oktober die ersten freien Wahlen abgehalten werden (FURCHE 39/1994), fruchtbares Gebiet, in dem Reis, Bohnen, Mais, Weizen, Zitrusfrüchte… gedeihen könnten. Der Kardinal beginnt zu schwärmen. Doch die Realität sieht anders aus. Mosambik ist von zwölf Jahren Befreiungskampf (gegen die portugiesische Kolonialmacht) und 16 Jahren Bürgerkrieg (ausgelöst durch den Terror der vom Westen und von Südafrika gestützten RENAMO gegen das marxistische Regime der FRELI-

MO) schwer traumatisiert. „Diese Situation war der Grund, warum die Bischöfe auf der Afrika-Synode die Länder des Nordens gebeten haben, keine Waffen, Bomben und Minen mehr ins südliche Afrika zu liefern, die nur den Krieg speisen“, erinnert Dos Santos. Jetzt müßten die Länder des Nordens Hilfsgüter nach Mosambik liefern - für die Landwirtschaft, für das Bildungs- und das Gesundheitswesen.

Die katholische Kirche in Mosambik (von den 17 Millionen Einwohnern sind 15 Prozent katholisch) hat trotz der marxistisch-leninistischen Ausrichtung der bisherigen Regierung mit dieser den Dialog gesucht. Sie konnte Präsident Joachim Chissano überzeugen, Verhandlungen mit den Rebellen aufzunehmen, „weil der Friede nicht von den Waffen, sondern nur durch das Gespräch kommt“ (Dos Santos).

Der Friedens vertrag in Rom vor exakt zwei Jahren hat Mosambik auf jenen Weg gebracht, den es nun mit „freien, gerechten und demokratischen Wahlen“ weiterbe- schreitet mit der Erwartung, „daß daraus ein ganz neues Mosambik hervorgeht“. Kardinal Dos Santos sieht das Volk von Mosambik „von Natur aus gütig, gastfreundlich und froh, nicht geteilt durch Stämme. Das ist ein Grund zur Hoffnung, daß es nach den Wahlen keinen Krieg mehr geben wird“. Angolanische Zustände (wo der Bürgerkrieg erneut aufflackerte), die manche Wahlbeobachter heraufdämmern sehen, werde es in Mosambik nicht geben. Das Volk, so Dos Santos gegenüber der FURCHE, glaube daran, daß Demokratie die Probleme lösen kann, die durch ein diktatorisches Regime entstanden sind. Die Kirche habe von Anfang an die Wahlvorbereitung durch einen Bewußtseinsbildungsprozeß in der Bevölkerung mitgetragen, halte sich aber jetzt, vor den Wahlen, aus der konkreten Politik heraus (siehe auch Seite 14).

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