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Kirche und Demokratie in Mosambik

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„Jetzt müssen wir eine schwierige Periode überstehen. Zuerst müssen zwei Armeen - FRELIMO (Einheitspartei) und RENAMO (Widerstandsbewegung) - entwaffnet und eine nationale Armee gegründet werden. Dann gilt es die Wahlen vorzubereiten, es sollen freie, demokratische Wahlen sein. Die Menschen müssen fühlen, daß sie frei sind, daß sie ihre Meinung äußern können und dafür nicht ins Gefängnis wandern werden."

Das sagt Bischof Francisco Joao Sirota aus der Diözese Tschimoja in Mosambik. Nach zweijährigen Verhandlungen, die mit Hilfe der katholischen Kirche des Landes geführt wurden, konnte vor kurzem ein Friedensabkommen für das vom Bürgerkrieg zerissene Mosambik unterzeichnet werden. Somit geht eine 17jährige Phase zu Ende, in der mehr als eine Million Menschen ums Leben gekommen sind.

Die katholische Kirche, der zwar nur 20 Prozent der Bevölkerung angehören, genießt Anerkennung nicht nur seitens der Regierung mit dem Präsidenten Joaquim Chissano an der Spitze, sondern auch seitens des RENA-MO-Partisanenführers Alfonso Dhla-kama. Ihr Anliegen ist es jetzt, die Bevölkerung auf die für das nächste Jahr angekündigten Wahlen vorzubereiten.

„Die Kirche setzt sich dafür ein, daß die Menschen erfahren, wie sie die Wahlen organisieren und was sie dabei tun sollen. Wir erklären ihnen, was Politik, Demokratie und das Mehrparteiensystem bedeuten - denn noch vor zwei Jahren haben wir nur eine Partei gehabt. Wir müssen den Menschen auch erklären, wie sie die Stimmen von verschiedenen Parteien zu beurteilen haben. Die Menschen müssen auch lernen, daß es in der Demokratie verschiedene Meinungen gibt und daß man die Meinung des anderen zu akzeptieren hat. Sie sollen begreifen, daß diejenigen, die anders denken, nicht unbedingt Feinde sind. Diese Aufklärungskampagne führt die Kirche natürlich nicht auf politische Weise durch."

Aber nicht nur im politischen Bereich will die Kirche der Bevölkerung Mosambiks Hinweise geben, sondern ihr vor allem sozial helfen. Ein neu aufgetauchtes Problem in Mosambik sind die Straßenkinder.

Bischof Sirota: „Bis vor kurzem haben wir keine Straßenkinder gehabt, aber jetzt gehen sogar in meiner Diözese Acht-, Zehn-, Dreizehnjährige auf die Straße. Die Schulen in den Städten können nicht alle Kinder, die vom Lande kommen, aufnehmen. Das bedeutet, daß Hunderte von ihnen einige Jahre die Schule nicht besuchen werden. Es ist Aufgabe der Kirche und des Staates, diese Kinder zu integrieren. Wir helfen auch den Flüchtlingen in Simbabwe, die nach Mosambik zurückkehren wollen. Wir bringen ihnen nicht nur Lebensmittel, sondern auch landwirtschaftliche Geräte, damit sie sich eine neue Existenz schaffen können, wenn sie nach Hause kommen. Auch medizinisch werden sie von uns betreut."

Um all diese Probleme bewältigen zu können, braucht die junge katholische Kirche in Mosambik eine innere Erneuerung und ein afrikanisches Selbstbewußtsein. Mit diesen Fragen wird sich die vom Papst angekündigte Afrikanische Synode befassen.

„Unser Anliegen ist", sagt Bischof Francisco Joao Sirota, „daß sich die Synode mit der Frage der Inkulturation auseinandersetzt, denn sie beinhaltet alle für uns wichtigen Probleme, zum Beispiel, wie soll ich mein Christentum als Afrikaner leben? Wir sind davon überzeugt, daß die Kirche ein Zuhause für Menschen aus allen Ländern sein soll und daß es erlaubt sein soll, das Evangelium auf der Basis der lokalen Kultur zu leben.

Bei dieser Synode wollen die Afrikaner auch über' die Veränderungen in der Kirche sprechen.Wir müssen einen Weg zu unserer afrikanischen Identität finden. Aber zuerst geht es um Frieden und Gerechtigkeit in Afrika.

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