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Mitarbeiter in Übersee

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Die Entwicklung der Welt in jeder Hinsicht braucht nicht nur Geld, sondern vor allem den Menschen, der in partnerschaftlicher Form Mithelfender zur positiven Entwicklung werden soll. Heute wird es immer mehr verständlich, daß man den Menschen in Notstandsgebieten helfen muß, aber es wird auch immer mehr die Frage nach dem „Wie“ gestellt. Man hat In den Jahren nach dem Krieg vorerst einmal Geld gesammelt. Die Frage über die gute Verwendung des Geldes verstummt nicht. Wir wissen, daß gerade in diesem Punkt für die Kirche eine sehr günstige Situation vorhanden ist. Sie hat in aller Welt ihre Stützpunkte, Priester, Brüder, Schwestern und nun auch Laienfachleute, die sich um eine rationelle Verwendung des Geldes sorgen.

Wir sprechen heute vom Entwicklungshelfer, aber Wir möchten ihm gleich noch den besonderen Namen geben: „Mitarbeiter in Übersee.“ Er hat ja die Aufgabe, daß er nicht als der Europäer mit vielen Ideen und mit einem Hirn von Befehlen in die Überseegebiete geht. Er soll mit einem Herzen voll Bereitschaft den Menschen in Übersee wirklich als seinen vollwertigen Mitmenschen achten und in einer dienenden Haltung in die Einsatzgebiete gehen. Gerade als Christen ist es uns klar, daß jene Brüderlichkeit, die auf der Schöpfungs- und Erlösungsordnung aufbaut, die Grundlage für die Begegnung und Hilfe sein wird. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit erwarten die Menschen in Übersee als geistige Voraussetzung für den rechten Mitarbeiter in Übersee.

Vielleicht klingt das Wort des afrikandischen Paters Ekwa etwas eigenartig, wenn er sagt „ ... der Afrikaner erwartet zunächst keine Hilfe im eigentlichen Sinn, er möchte vor allem wissen, ob ein Kontakt auf gleicher Ebene noch möglich ist.“ Dies ist die harte Prüfung des Menschen, der nach einer guten Auswahl, Ausbildung und mit einem Herzen voll Idealismus nach Übersee

geht. Mehr als viel Geld und mehr als das Kommen ist also die Anerkennung des Menschen ta Ubersee als vollen Menschen. Wenn also der Entwicklungshelfer zum Wirklichen „Mitarbeiter“ wird, dann wird er den Afrikaner, Asiaten oder Lateinamerikaner anerkennen und selbst anerkannt werden. So schreibt ein Entwicklungshelfer aus Neuguinea: „Meine Kanaken kamen eines Tages zu mir und sagten zu mir Vater und baten mich, daß ich immer dableiben solle, weil ich sie liebe.“

Für diese Aktion der Entsendung von Entwicklungshelferin haben sich verschiedene kirchliche und nicht-kirchliche Institutionen in Österreich und in der Welt entschlossen. Es ist keine Repräsentationsschau einer Jugendbewegung, sondern harte Bewährung. Vom Entwicklungshelferdienst der Katholischen Landjugend Österreichs wurden seit 1960 bis November 1967 bereits 110 junge Menschen entsandt, von denen bereits wieder 34 heimgekehrt sind, 20 vor der Ausfahrt stehen und 20 auf Ausbildung sind. Die im Einsatz befindlichen betreuen heute in 15 Ländern in Zentren mehr als 50 verschiedene einzelne Projekte. Die Gelder für diesen Einsatz, der pro Person ■•für drei Jahre doch 100.000 bis 130.000 österreichische Schilltag kostet, hat unter vielen Mühen die Jugend selbst gesammelt und selbst gespendet. Hilfen von der Katholischen Jungschar und Katholischen Männerbewegung unterstützten wesentlich dieses Werk.

Mit dem Einsatz von christlichen Laienfachkräften in Übersee beginnt aber ein neues Kapitel der Begegnung des Christentums mit den Völkern in Übersee.

Der Geist der Partnerschaft wird also nicht nur in unseren eigenen Betrieben eine zeitnahe Forderung sein, sondern einfach die ganze Welt erfüllen und zum Ausdruck einer neuen Form gelebter Brüderlichkeit. Partnerschaft wird durch die konkrete menschliche Hilfe sichtbar.

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