"Das ist nicht in ein, zwei Jahren erledigt"

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Kuntoro Mangkusubroto, Direktor der Nationalen Wiederaufbaubehörde für Aceh und Nias.

Die Furche: Fährt man durch Aceh, hört man die Klagen von TsunamiOpfern über die langsame Bürokratie und die internationalen Organisationen. Die würden viel versprechen und dann verschwinden.

Kuntoro Mangkusubroto:

Diese Probleme sind doch verständlich. Wir haben eine halbe Million Flüchtlinge, die in Baracken, in Zelten oder bei Verwandten leben. Seit Monaten erleben sie, wie Organisationen zu ihnen kommen, sie fragen, was sie benötigen. Dann sind die wieder weg, und es passiert erst mal nichts. Das verursacht Enttäuschung. Aber die Organisationen müssen sich ja erst mal einen Überblick verschaffen, wo noch Hilfe gebraucht wird. Deswegen erstellen wir eine Datenbank, wer was wohin bauen will. Wenn am geplanten Ort noch Hilfe benötigt wird und noch keine andere Organisation aktiv ist, können sie los legen. Und wenn sie nicht schnell genug sind, bekommt jemand anderer unsere Zustimmung.

Die Furche: "Unser Haus ist viel besser als deren Haus", das hört man hier häufig von konkurrierenden ngo-Vertretern. Wie verhindern Sie derartige ungute Konkurrenz?

Kuntoro: Es gibt einen Minimalstandard für die Häuser: Sie dürfen nicht kleiner als 36 Quadratmeter sein. Kleine Abweichungen nach oben tolerieren wir. Wenn also wer 42 oder 45 Quadratmeter bauen will, bitteschön. Aber wenn es jemand übertreibt und 60 Quadratmeter baut, dann setzen wir dem Grenzen. Was die Haustypen betrifft, gibt es viele Philosophien. Die einen bauen aus Holz, die anderen aus Stein, einige planen Häuser auf Stelzen. Wir wollen das gar nicht regulieren. Wir haben uns lediglich ausbedungen, dass in einem Dorf die gleichen Häuser gebaut werden. Wenn jeder ein anderes bekommt, gibt es hinterher garantiert Krach.

Die Furche: Was erwarten Sie sich langfristig von den Europäern?

Kuntoro: Vor allem erwarte ich, dass Aceh nicht im nächsten Jahr schon wieder von der Agenda verschwunden ist. Wir haben Zusagen von der eu, dass die europäischen Hilfen nicht so schnell versiegen werden. Außerdem war ich in Brüssel, um dort konkrete Pläne für die kommenden Jahre zu besprechen. Damit wollen die eu-Parlamentarier wohl auch ihre jeweiligen Regierungen daran erinnern, dass der Wiederaufbau in Aceh und Nias nicht in ein, zwei Jahren erledigt sein wird.

Das Gespräch führte Anett Keller.

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