Die klare Botschaft

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Vergangene Woche setzte sich Michael Fleischhacker auf dieser Seite mit der Kritik von Erzbischof Schönborn an Haderers Buch "Das Leben des Jesus" auseinander. Er wünschte sich dabei eine Präzisierung durch den Erzbischof, was dieser denn mit der Aussage, er schäme sich vor Menschen anderer Kulturen und Religionen für dieses Büchlein, gemeint habe. Andernfalls könnte nämlich unterstellt werden, man wolle Haderer jene Behandlung angedeihen lassen, wie sie "andere Kulturen" etwa für Salman Rushdie vorsehen. Nun ist ein weiterer Hinweis des Erzbischofs aufgetaucht. In einem profil-Interview meinte er, dass schon Aristoteles gesagt habe, dass man mit jemandem, der behauptet, man könne seine Mutter schlagen, nicht diskutiere, sondern ihn schlage. Wie soll man diese Antwort im Zusammenhang mit Haderers Buch interpretieren?

Man könnte durchaus meinen, dass der Angelegenheit schon zuviel Aufmerksamkeit geschenkt wird, gäbe es nicht in unserem Strafgesetzbuch immer noch den sogenannten Blasphemieparagrafen, nach dem eine Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten verhängt werden kann. Von totem Recht kann keine Rede sein, von Achternbusch bis Habsburg-Recycling hat es immer wieder (zumindest) Geldstrafen gegeben. Die Schilderung des Haderer-Buches durch Schönborn entspricht den Tatbestandsmerkmalen der Strafbestimmung. Es ist davon auszugehen, dass Schönborn das weiß. Die Entscheidung hat allerdings ein Richter zu treffen. Welche Erwartungshaltung hat der Erzbischof an diesen, während er sich die Hände wäscht?

Das Demokratieverständnis des Erzbischofs, der durch Haderer "ein Fundament der Demokratie" gefährdet sieht, ist von Interesse. Immerhin versucht die katholische Kirche weiteren Einfluss auf die staatliche Gesetzgebung zu nehmen, unter anderem indem sie an einer öffentlichen Allianz für den freien Sonntag schmiedet. Nur zum Volksbegehren Sozialstaat will sie nicht Stellung beziehen. Da entdeckt sie die Mündigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Laien. Na ja, jedenfalls weiß man einmal mehr, woran man ist.

Heide Schmidt ist Vorsitzende des "Instituts für eine offene Gesellschaft".

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