Die Tragödie in Simbabwe

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Fairness gebietet, einem Kontrahenten auch dann noch Recht zu geben, wenn er nicht mehr unter den Irdischen weilt. Vor 20 Jahren habe ich in der furche mit dem früheren Unterrichtsminister und brillanten ÖVP-Vordenker Heinrich Drimmel über die bevorstehende Unabhängigkeit Rhodesiens eine Kontroverse ausgetragen. Er schrieb: Man wird die weißen Farmer aus dem neuen Staat Simbabwe vertreiben, die Wirtschaft ruinieren, niemandem wird geholfen und vielen geschadet sein. Ich schrieb: Das ist abendländischer Defaitismus, die neuen Führer werden nicht gegen heimische Interessen handeln, sondern eine Partnerschaft mit den Weißen suchen, Simbabwe kann zu einem Musterfall auch für Südafrika werden. Heute weiß man, wer Recht behalten hat.

Robert Mugabe, der zunächst so vernünftig formulierende, weise wirkende Politiker, hat sich zu einem eigensinnigen, überheblichen, für eigene Schwächen blind gewordenen Machtfanatiker entwickelt. Wieder gibt es gewalttätige Farmbesetzungen, Landraub und Buschmesser-Justiz, aber diesmal nicht in Form eines Befreiungskrieges, sondern als offizielle Regierungspolitik.

Dass die noch immer landlosen Schwarzen die Geduld verlieren, ist nicht sehr verwunderlich. Tragisch ist, dass die Regierung bis heute keine wirksame Agrarreform zustandegebracht, sondern das ganze Land heruntergewirtschaftet hat: Mais-, Weizen-, Tabak-, Kaffee- und Fleischvorräte sind um 20 bis 50 Prozent zurückgegangen, die Jahresinflation klettert einem 100-Prozent-Gipfel zu, Fabriken und Geschäfte werden geplündert, die weiße Bevölkerung ist von 250.000 auf 50.000 geschrumpft. Daran ist nicht kolonialistischer Übermut der verbliebenen weißen Farmer Schuld, die ohnehin nur noch ein knappes Drittel des Landes besitzen.

Simbabwe ist kein Testfall für die Fähigkeiten "der" Schwarzafrikaner, sondern ein Musterbeispiel dafür, wie machtbesessene Potentaten ein ganzes Volk ins Unglück stürzen können. Wie solches verhindern? Man frage Heinrich Drimmel, der das Ganze vorausgeahnt und auf seiner Wolke seit zehn Jahren nun den Überblick hat.

Hubert Feichtlbauer ist freier Publizist und Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche".

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