Gebt uns den Nachspann wieder!

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Im ORF tobt der Krieg. Alles - Programm, Struktur, Führungspersonal - scheint zur Disposition zu stehen. Aber seltsamerweise hat in diesen Tagen niemand eines der wahren Konsumentenprobleme im ORF-Fernsehen thematisiert - vielleicht, weil der Zuseher/Zuhörer im laufenden Schaukampf ohnehin nicht die Hauptfigur ist?

Was wirklich stört: der abrupt abgebrochene Abspann von Filmen. Das ist brutal, kulturlos und entspricht wahrlich nicht dem öffentlich-rechtlichen Auftrag. Dahinter steckt natürlich der verzweifelte Kampf um Quote. Denn ein Teil der Zuseher - möglicherweise sogar die "wertvollste", sprich "werberelevante" Gruppe der unter 50-Jährigen - könnte sich theoretisch schon in den nächsten Film im nächsten Programm zappen und schlimmstenfalls das ORF-Gehege verlassen.

Aber waren die Programmverantwortlichen noch nie im Kino? Dort ergreift man ja auch nicht nach der letzten Filmsekunde die Flucht, ganz im Gegenteil: Seit geraumer Zeit sitzen die Kinobesucher gemeinsam andächtig und lauschen dem letzten Lied, schauen noch einmal, wer die Rollen gespielt hat, wem der Regisseur dankt, von wem die Musik war und lassen einfach das Gefühl für den Film nachklingen. Manchmal gibt's auch noch Bilder dazu, denn die Filmemacher haben sich auf diese veränderte Kultur längst eingestellt.

Im ORF hingegen ertönt, kaum dass die letzte Silbe verklungen ist, "Whamm" - und der nächste, in der Regel ein krach-nerviger Actionfilm, dröhnt aus der Kiste, und das auch noch irgendwie schallverstärkt. Wer nicht geistesgegenwärtig reagiert, kann nicht mal mehr die Schauspielerliste nachlesen. Wem, um Himmels Willen, ist denn das eingefallen? SOS ORF, wir wollen bitte unseren Nachspann zurück!

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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