Herzlich Willkommen im Habibi-Haus

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Das "Habibi - Haus der Bildung und beruflichen Integration" öffnete erstmals seine Türen. Unter einem Dach sind hier Deutsch- und Berufsbildungskurse, ein Jobcenter und ein Frauenzentrum beheimatet. Die Bildungsangebote für Asylberechtigte, Personen mit subsidiärem Aufenthalt oder Migrationshintergrund sollen Integration fördern.

Das graue siebenstöckige Haus in der Landstraßer Hauptstraße im 3. Wiener Gemeindebezirk ist mit roten und weißen Luftballons verziert, wirkt aber unscheinbar inmitten der geschäftigen Einkaufsstraße. Der Eindruck täuscht, das Haus ist voller Leben. Menschen unterhalten sich hier auf Usbekisch, Irakisch und Deutsch. Kinderlachen ertönt und Mitarbeiter, wie der 21-jährige Alumondo Kyoni verteilen Infomaterial. Alles am Tag der offenen Tür in "Habibi - Haus der Bildung und beruflichen Integration".

"Unter einem Dach sind hier Deutsch- und Berufsbildungskurse, ein Jobcenter und ein Frauenzentrum für Asylberechtigte und Personen mit subsidiärem Aufenthalt oder Migrationshintergrund untergebracht", erklärt Kyoni einigen Gästen. Der Name des Hauses stößt auf Heiterkeit. "Habibi heißt auf Arabisch Liebling", erklärt eine Besucherin. Darüber amüsieren sich auch zwei Studenten aus dem Irak. Samir ist 22 Jahre alt, trägt ein türkises Jackett und lacht viel. Deutsch lernt er erst seit wenigen Monaten. Davor reiste er durch Syrien und die Türkei, bevor er nach Österreich kam. "Ein Land, das allein wegen der Musik immer mein Traum war." Er bezieht ein Stipendium des Österreichischen Integrationsfonds, der "Habibi" initiiert hat, und besucht das Haus aus Interesse. Neben den beiden jungen Männern wartet der 50-jährige Dawood auf die Eröffnung. Der iranische Ex-Journalist lernt seit dem Probebetrieb im März Deutsch bei "Habibi". Ihm gefällt es hier sehr gut.

"Na servas", meint Samir im wienerischen Dialekt, als eine junge blonde Frau in einem "Supergirl" Kostüm zum Festsaal eilt. Sie verkörpert "Integratia", die Heldin des Österreichischen Integrationsfonds, die Kindern und Jugendlichen Integration humorvoll kommunizieren soll.

Der "Superheldin" folgen die Besucher zur Eröffnung in den Festsaal. Alexander Janda, Leiter des Österreichischen Integrationsfonds, betont die nachfrageorientierten Bildungsangebote von "Habibi". Diese fördern die Arbeitsmarktfähigkeit der Teilnehmer und damit Integration. Unterstützt wird "Habibi" mit rund zwei Millionen Euro pro Jahr vom Innenministerium.

Nach einer Gesangseinlage von Sandra Pires und einem internationalen Kinderchor beginnt Kyoni mit seinem Rundgang.

Begegnungen im Klassenzimmer

Durch ein Labyrinth aus Gängen leitet Kyoni, dessen Eltern aus der Demokratischen Republik Kongo stammen, eine Gruppe von fünf Menschen in einen Raum mit Schulbänken und einer weißen Tafel. "Herzlich Willkommen im Klassenzimmer", begrüßen die Deutschlehrerinnen Karin Oehl und Burgi Fuchs ihre Gäste. Sie erklären sodann an der Tafel die verschiedenen Deutschkurse im Haus, die von Einsteigern bis zu Fortgeschrittenen reichen. Am liebsten sprechen die beiden Lehrerinnen über "ihre" Alphakurse: Karin Oehl bringt im "Alpha Eins Kurs" Studierenden das Alphabet bei. Burgi Fuchs gemischte Gruppe setzt sich aus afghanischen, kurdischen, iranischen und syrischen Schülern und Schülerinnen zusammen, die in ihrer Schrift bereits lesen können. Im "Alpha Zwei Kurs" lernen sie die lateinischen Letter. "Das Altersniveau reicht von 16 bis 62 und die Verständigung erfolgt oft mit Händen und Füßen", erzählt Burgi Fuchs lächelnd. Deshalb könne sie mit ihrem Enkelkind auch gut in der Freizeit "Activity" spielen.

Für die Kurskosten von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten ist eine Förderung durch den Österreichischen Integrationsfonds möglich, für Personen mit Migrationshintergrund vom Arbeitsmarktservice. "Seelendoktor sind wir auch", sagt Karin Oehl. "Manchmal fließen nach dem Kursende auch Tränen." Die beiden Lehrerinnen würden gerne noch weiter erzählen, aber es wartet bereits die nächste Gruppe auf sie. Kyoni führt seine Gäste einen Stock höher in den Computersaal, in dem PC-Lehrer Franz Gewessler stolz das "Smartboard", einen überdimensionalen "Touchscreen", präsentiert. Er schreibt mit einem Stift das Wort "Test" auf den Bildschirm. In seinen Stunden demonstriert Gewessler, der Interessierte für den Europäischen Computerführerschein (ECDL) unterrichtet, damit nicht nur Übungen, sondern kann auch zeigen welcher Schüler oder Schülerin gerade verbotenerweise im Internet ist. "Dann kann ich das auch sperren", verrät er augenzwinkernd.

Neben dem ECDL-Kurs gibt es im Haus auch andere berufsspezifische Kurse, wie den Lehrgang "Einstieg in die Pflege". Kursteilnehmer und Teilnehmerinnen werden dadurch auf die Ausbildung für Pflegeberufe vorbereitet. Ein Arbeitssuchetraining bereitet Kursteilnehmende auf den Einstieg ins Berufsleben vor. Im modern eingerichteten Jobcenter unterstützen Marita Malzer und ihre Kolleginnen bei Berufsorientierung und Bewerbungsunterlagen. "Jeder vermittelte Job ist ein Erfolgserlebnis."

Kinderfreundliches Ambiente

Kyoni, der bei "Habibi" administrativ tätig ist, leitet seine Gäste auch in den hinteren Teil des Gebäudes, in dem das Frauenzentrum und die Kinderbetreuung untergebracht sind. In Kleingruppen werden hier in wenigen Wochen Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren betreut, während ihre Mütter an den Kursen teilnehmen. "Dann geht es hier rund", ist Kyoni überzeugt. Einen Stock höher liegt das Frauenzentrum, in dem bis zu zwanzig Mütter mit ihren Kindern ein Jahr betreut wohnen können. Die möblierten Wohnungen kosten pro Quadratmeter zehn Euro, bevorzugt aufgenommen werden alleinerziehende Mütter und Opfer von Gewalt. Kyoni verabschiedet sich von seinen Gästen. Mit dem Tag der offenen Tür bei "Habibi" war er sehr zufrieden, "es waren viele Menschen hier und ich hatte eine interessierte Gruppe".

Am Abend leert sich das "Habibi-Haus", aber nur bis zum nächsten Kurstag.

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