"Latino Hillary" beerbt ihren Mann

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Spitznamen hat sie viele -Argentiniens neue Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, die bei der Wahl am Sonntag als klare Siegerin hervorging und im Dezember ihrem Gatten Néstor Kirchner an die Spitze des süd-amerikanischen Landes nachfolgen wird.

Aufgrund ihrer extravaganten Mode wird sie von der Bevölkerung gerne "Nuestra Señora del Shopping" gerufen, übersetzt: "Unsere liebe Frau vom Shopping". Doch noch hartnäckiger wird sie "Latino Hillary" oder "Hillary aus der Pampa" genannt. Denn die Gemeinsamkeiten mit der US-Senatorin und demokratischen Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton sind tatsächlich verblüffend: Beide sind sie studierte Juristinnen, beide lernten ihre Männer, die später Präsidenten wurden, während des Studiums kennen und lieben, beide bestechen durch gute Rhetorik und beide waren sie an der Seite ihres Mannes zunächst First Lady zugleich aber immer politisch aktiv; beide brachten es zur Senatorin, ehe sie sich selbst um das höchste Amt bemühen bzw. bemühten. Beide stehen grob betrachtet ideologisch eher links der Mitte. Die Peronistin Cristina Fernández de Kirchner ist am Ziel, Hillary Clinton hat noch ein Jahr des harten Wahlkampfes vor sich. Die US-Präsidentenwahlen werden im November 2008 bestritten.

Die neue argentinische Präsidentin mag den Vergleich: "Hillary gefällt mir sehr, und ich merke, dass es eine geschlechtsbedingte Solidarität gibt", sagte Kirchner dazu. "Hillary hat den Mut einer intelligenten und zeitgemäßen Frau, die nicht unabhängig von ihrem Mann, sondern mit ihm gemeinsam ihre politische Karriere gestaltet."

Diese Aussage bringt ihr Programm auf den Punkt und macht auch die Vor- und Nachteile der ungewöhnlichen Machtübergabe deutlich, wie politische Kenner des Landes einschätzen. Sie kennt als frühere Einflüsterin ihres Gatten das Geschäft genau und ist geübte Politikerin. Allerdings kann sie bei eventuellem Versagen wohl kaum der Vorgängerregierung die Schuld geben. Zudem wird ihre Präsidentschaft den Geruch von Vetternwirtschaft nie los werden. Manche Argentinier meinen gar, dass Néstor Kirchner nach der Amtsperiode seiner Frau erneut antreten könnte, dann wieder seine Frau. Auch kann sie nicht einfach die Politik ihres Mannes fortsetzen, der dem Land in seiner viereinhalbjährigen Amtszeit zwar hohe wirtschaftliche Wachstumsraten und eine Stabilisierung bescherte, andererseits aber eine hohe Inflation und große soziale Ungerechtigkeiten zurücklässt. Die neue Präsidentin muss also eigene Akzente setzen und kann nicht einfach als "Kirchner im Rock" auftreten, wie der Politologe Vicente Palermo meint.

Man wird sehen, ob Cristina Fernández de Kirchner ihrem Wahlversprechen, den demokratischen Rechtsstaat zu stärken, gerecht werden wird und kann. Auch bleibt die Frage offen, inwieweit ihr Mann weiter ihre Politik mitgestalten wird.

Zunächst aber wird angenommen, dass sich Néstor Kirchner vorerst um die Sanierung der peronistischen Gerechtigkeitspartei PJ kümmern wird. Ob die 45 Prozent der Wähler ihre Stimme für Frau Kirchner je bereuen werden, liegt freilich in der Zukunft. Ebenso, ob Hillary Clinton je den Spitzenamen "American Cristina" verliehen bekommt und diesen auch tragen will. bog/APA

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