„Nabucco und South Stream sind keine Konkurrenten“

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Johannes Benigni leitet das in Wien ansässige JBC-Energy Research Team. Er ist ein dezidierter Nabucco-Befürworter.

Die Furche: Der Erdgas-Bedarf der EU könnte bis 2020 um 70 Prozent steigen. Ist das realistisch?

Johannes Benigni: Das ist realistisch. Deshalb werden sich Nabucco und South Stream auch ergänzen, nicht konkurrenzieren. Wir brauchen beide. Der Konflikt besteht nur in den Zeitungen.

Die Furche: Aber Russlands Politik zielt doch klar auf die Erhaltung des Liefermonopols. Mit South Stream, aber auch mit Versuchen im Iran und Afrika Fuß zu fassen.

Benigni: Dass es seine Markt-Stellung verteidigt, ist natürlich.

Die Furche: Einige Ihrer Kollegen meinen, mit einer politischen Einigung mit der Ukraine könnte man sich beide Pipelines sparen.

Benigni: So einfach geht das nicht. Die Ukraine ist ein Land, das auf billige Energieversorgung aufgebaut ist. Nach der Revolution und der Abwendung von Russland bekommen sie die Energie nun nicht mehr geschenkt, sondern zum Marktpreis. Sie können nicht zahlen, deshalb die Schwierigkeiten. Die Lieferstopps sind der Preis der Demokratisierung. Ich sehe nicht, was sich daran ändern sollte.

Die Furche: Fehlen Nabucco derzeit nicht die Gaslieferanten?

Benigni: Ich bin da sehr zuversichtlich. Allein mit dem iranischen Erdgas könnte man die Pipeline vollständig auslasten. Abgesehen von Aserbadschan oder den nordirakischen Gasfeldern.

Die Furche: Gegen den Iran gibt es aber politische Bedenken.

Benigni: Über kurz oder lang werden wir iranisches Gas bekommen. Wir können nun entscheiden, ob wir es selbst liefern oder von den Russen bekommen. Die Politik ist in diesem Punkt sehr naiv. (tan)

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