Sarkozy und die Türkei

Werbung
Werbung
Werbung

So sehr man am Sonntagabend in Washington Befriedigung über die Wahl Nicolas Sarkozys - des bekennenden Transatlantikers auch zu Zeiten des internationalen Kopfschüttelns über die Bewohner des Weißen Hauses - empfunden haben wird, zumindest in einem Punkt gibt es Differenzen: darüber, wie man die Türkei behandeln soll. Die Beziehungen der USA zur Türkei sind zwar in den vergangenen Jahren - konkret, seitdem Ankara vor der Irak-Invasion die Stationierung amerikanischer Truppen abgelehnt hat - nicht das gewesen, was sie einmal waren. Dennoch hat man in Washington nie das seit Jahrzehnten geltende Ziel aus den Augen verloren, den NATO-Partner immer enger an den Westen anzubinden.

Falls das mit Ende des Kalten Kriegs weniger wichtig erschienen sein sollte - heute, da die USA im Nahen und Mittleren Osten in einer tiefen Krise stecken, ist eine Partnerschaft mit der Türkei erwünschter denn je. Gerade weil die Türkei angeblich zwar kein islamisches, aber immerhin ein muslimisches Land ist.

Sarkozy hat wiederholt gesagt, dass die Türkei nach Asien gehört. Eine Haltungsänderung der EU bezüglich der türkischen Beitrittsperspektiven, erzwungen durch ein kategorisches französisches Nein, träfe die Türkei in einer sensiblen Phase. Sie steht an einem Scheideweg zwischen Islamismus und Macht der Armee, welche die in der Mitte stehende Demokratie zu zerreiben drohen. Es ist nicht nur die Frage, wohin die Türkei in Zukunft schauen wird, in den Westen oder in den Osten, sondern auch wie: mit den Ansätzen der von der EU vertretenen "soft power" oder mit der schlechten alten "power politics", die gerade wieder einmal die türkische Armee in den Nordirak zu bringen droht.

Die Autorin ist Außenpolitik-Ressortleiterin des "Standard".

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung