Zu Recht wurde sie als „Jeanne d'Arc der Grünen” oder „Grande Dame der heimischen Umweltbewegung” bezeichnet. Zur aktiven Umweltschützerin wurde die am 11. März 1927 geborene Freda Meissner-Rlau durch einen eher ungewöhnlichen Zufall: Vor 40 Jahren lebte sie in Paris und arbeitete als Übersetzerin. Unter anderem beschäftigte sie sich damals mit Texten zur technischen Anleitung von Atomkraftwerken. War sie anfangs noch pro Atomkraft eingestellt, so wurde sie im Laufe ihrer
Übersetzertätigkeit auf Grund der ungeklärten Frage der Brennstäbeentsorgung immer mehr zu einer Gegnerin.
Als sie in den siebziger Jahren nach Österreich zurückkehrte, kam die dreifache Mutter gerade recht zum Bau des AKW-Zwentendorf. Als das Kraftwerk 1977 fertiggestellt wurde, mobilisierte Meissner -Blau zusammen mit Bernd Lötsch und Peter Weish eine Demonstration gegen Zwentendorf. Zu ihrer eigenen Überraschung kamen weit mehr - an die 10.000 - Kraftwerksgegner. Die Umweltbewegung in Osterreich nahm damit ihren Anfang. Ein Jahr später kam dann durch eine Volksabstimmimg das endgültige Aus für Zwentendorf.
Im Winter 1984/85, mit dem Widerstand gegen das Donaukraftwerk Hainburg bei Wien, etablierte sich die „grüne Bewegung” dann endgültig am österreichischen Politik -Parkett. Meissner-Blau zu den Ereignissen von damals: „Die Mächtigen sind nicht so mächtig, die Ohnmächtigen nicht so ohnmächtig.”
Als Konsequenz ihrer Erfahrungen kandidierte sie 1985 für das Amt des Bundespräsidenten. Ein halbes Jahr später engagierte sie sich an vorderster Front für die neu gegründete „Grüne Partei”. Bis zu ihrem Ausscheiden aus der Partei 1988 beeinflußte Meissher-Blau maßgeblich den Stil der neuen Umweltbewegung.
Die Trägerin des Konrad-Lorenz-Staatspreises ist weltweit immer noch in einflußreichen Umwelt-schutzorganisationen engagiert (u. a. in Ernst Ulrich von Weizsäckers „Wuppertal Institut für Energie, Klima und Umwelt”).
Last not least schrieb die auch publizistisch tätige Jubilarin im vergangenen Jahr eine regelmäßige Kolumne für die FURCHE.
