Nikol Paschinjan  - © Foto: APA / Tatyana Zenkovich

Nikol Paschinjan: Hoffnungsträger oder Hardliner?

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Mit Nikol Paschinjan kam die Hoffnung auf, dass grassierende Korruption und Misswirtschaft in Armenien bald der Vergangenheit angehören.

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Mit Nikol Paschinjan kam die Hoffnung auf, dass grassierende Korruption und Misswirtschaft in Armenien bald der Vergangenheit angehören.

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Lang lebe die Republik Bergkarabach, die nun endlich zum untrennbaren Teil Armeniens wird“, erklärte Nikol Paschinjan (45) im Frühjahr 2018. Damals brach der langjährige Journalist und Oppositionelle zu einem zweiwöchigen Protestmarsch von der zweitgrößten Stadt Gyumri in die Hauptstadt Jerewan auf. Sein Ziel war es, die korrupte Regierung von Sersch Sargsjan endlich aus dem Amt zu jagen.

Der friedliche Protest glückte, mehr als 100.000 Menschen demonstrierten an Paschinjans Seite, obwohl dieser zwischenzeitlich festgenommen wurde. Die Republikanische Partei Sargsjans machte den Weg frei, Paschinjan wurde Premier und ein halbes Jahr später von 72 Prozent der Bevölkerung im Amt bestätigt. Ein frischer Wind hielt in den Straßen Jerewans Einzug, mit Paschinjan kam die Hoffnung auf, dass grassierende Korruption und Misswirtschaft bald der Vergangenheit angehören.

Konflikt in Bergkarabach

Und auch der gefährlichste Konflikt der Region: Bereits am Tag nach seiner Amtsübernahme fuhr Paschinjan nach Bergkarabach. Die nur 4400 Quadratkilometer große Provinz mit rund 150.000 Einwohnern gehört völkerrechtlich zum mehrheitlich muslimischen Aserbaidschan, ist aber seit jeher vor allem von christlichen Armeniern bevölkert, die nach Autonomie streben – als Teil Armeniens oder als eigenständige Republik. Nach dem Zusammenbruch der ­Sowjetunion 1991 kam es zum Krieg mit mehr als 30.000 Toten. 1994 wurde ein Waffenstillstand ausverhandelt, gelöst wurde der Bergkarabach-Konflikt aber nie. Jetzt flammte er wieder auf: Seit Sonntag kommt es zu massiven Kampfhandlungen, mehr als 100 Menschen wurden getötet. Welche Seite begonnen hat, ist unklar.

Mittlerweile riefen sowohl Armenien wie auch Aserbaidschan das Kriegsrecht aus und starteten die Generalmobilmachung. Frühere Wortmeldungen der Führung Aserbaidschans zielen auf eine Eskalation ab, von der „armenischen Krankheit“ und „armenischen ­Faschisten“ war die Rede. Paschinjan trat vor zwei Jahren auch mit dem Versprechen an, in Bergkarabach Frieden zu schaffen. Jetzt ­wäre es höchste Zeit dafür.

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