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PEN

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Auf dem internationalen Forum des 30. Kongresses des PEN-Klubs in Frankfurt am Main hat das Exekutivkomitee die Wiederaufnahme des ungarischen Zentrums mit neunzehn gegen neun Stimmen bei acht Stimmenthaltungen beschlossen. Der PEN-Klub (Abkürzung für die internationale Schriftstellervereinigung von Poets, Essayists, Editors and Novelists) wurde 1921 gegründet, sein erster Präsident war Galsworthy, später Benedetto Croce, überzeugte Demokraten und Humanisten. Bezeichnenderweise sind im Jahre 1933 die Mitglieder im Deutschen Reich ausgetreten. Sie haben damals indirekt unterstrichen, daß sie, die Mitglied erst nach Unterschreibung der Charta der Freiheit werden konnten, sich von der persönlichen Freiheit, wie sie die Welt verstand, distanzierten.

Bei der diesmaligen Abstimmung konnte — wegen der geheimen Abstimmung im Plenum — nicht festgestellt werden, wer die Freiheit so frei auslegt, daß er die Mitglieder jenes Landes, die man nach der blutigen Niederschlagung des ungarischen Aufstandes ausgeschlossen hat, nunmehr, nachdem etliche Ungarn mehr hingerichtet und zehntausende inhaftiert wurden, wieder für würdig erachtet, im internationalen Gremium Platz zu nehmen. Wenn es sein muß, werden sie gerne nochmals die Charta unterzeichnen. Auf ein Stück mehr beschriebenen Papiers kommt es in gewissen Breiten nicht an.

Die Oesterreicher haben „Bedenken“ angemeldet und zweifellos dagegen gestimmt. Konsequenzen werden die österreichischen Mitglieder nicht ziehen. Erich Kästner, der neue Vizepräsident des PEN, versuchte die Aufnahme Ungarns als „diplomatischen Akt“ zu rechtfertigen in der Hoffnung, die ungarischen Behörden werden als Gegenleistung die noch eingekerkerten ungarischen Mitglieder freilassen. Bei diesem „Balanceakt auf der Gardinenstange des Eisernen Vorhangs“, wie Kästner es witzig formulierte, wird es wenig Schwindelfreie geben.

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