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Hubert Gaisbauers "Tanz der Gedanken": Ein Geschenkbuch - nicht nur, aber auch für die eigene Seele.

E r ist ein Radiopionier, hat Ö1 und Ö3 mitgegründet und dann von 1989 bis 1999 die Abteilung Religion beim ORF Hörfunk geleitet. Legendär sind seine "Erfindungen" wie die sonntäglichen "Menschenbilder" oder die werktäglichen Morgen-Kleinode "Gedanken für den Tag" noch immer. Und Furche-Lesern ist Hubert Gaisbauer als grenzgängerischer Autor zwischen Religion, Kunst, Poesie schon lang bekannt.

Diesen Grenzgang setzt Gaisbauer auch in seinem neuen Buch fort. Der Titel: "Tanz der Gedanken", also die oft schwierige Ver- bindung des Intellekts mit sinnlicher Freude (der Autor führt das in seiner - natürlich! - von jüdischer Denkart inspirierten Einleitung aus), macht das ebenso klar wie der Untertitel: "Begegnungen von Glauben. Kunst, Poesie und Erinnerung". Auch das Umschlagbild von Marc Chagall, der die Verbindung von osteuropäischem Schtetl und der Kultur des 20. Jahrhunderts so verkörperte, ist Programm.

Die Miniatur und die Kurzprosa hat Gaisbauer als literarische Genres gewählt, durch und durch Gehaltvolles, das sich auch im Vorübergehen erschließt - und dann doch nicht im Vorübergehen, das den Leser anhält, sich geistig niederzulassen und diesen geschrieben getanzten Gedanken nachzuhängen, als wäre die Zeit noch stehen geblieben und dürfte die Seele mittanzen dabei.

Man begegnet so Dichtern wie dem gerade wieder gefeierten Joseph von Eichendorff oder Else Lasker-Schüler, bei der Gaisbauer aus der jüdischen Seele in seiner Brust einmal mehr kein Hehl machen muss. Dann "bliblische und andere Väter" - Hiob, Kafka, Shlomo Carlebach … Und Mystiker wie Simone Weil und der russische Maler Alexej von Jawlensky. Ebenso El Greco (auch über den großen Griechen in Spanien hat Gaisbauer schon in der Furche geschrieben).

"Kleine Theologie der Großmutter" - so übertitelt der Autor seine Betrachtungen über die heilige Anna, Jesu Großmutter, die in der historisch-kritischen Bibelexegese ja gar nicht vorkommt. Demütig schlicht wie kenntnisreich geht er gleichermaßen an große Gemälde, die er beschreibt, wie an die kirchliche Immer-Noch-Zukunftsgestalt Johannes XXIII. heran.

Dieses Buch ist ein wirkliches Geschenk - für einen selbst und zum Weitergeben. Man müsste es als "Erbauungsbuch" apostrophieren - wenn, ach wenn dieses Wort nicht Jahrzehnte, ja Jahrhunderte lang von religiöser Tränendrüsen- und Kitsch-Literatur in den Schmutz gezogen worden wäre. Aber Erbauung sollte eigentlich etwas ganz Anderes sein als spirituelle Vernebelung oder Zuckerwatte über die Probleme des Lebens. Daher wird uns der Autor die Kategorisierung sicher nachsehen: Wer Erbauung, etwas Aufbauendes haben will, sollte seine Gedanken tanzen lassen. Das Buch dieses Titels ist die beste Anleitung hierzu.

Tanz der Gedanken

Begegnungen von Glauben und Kunst, Poesie und Erinnerung

Von Hubert Gaisbauer. Verlag Styria, Wien 2007, 237 Seiten, geb. € 14,90

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