Der neue Bischof für die Altkatholiken

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Dass ein Priester, den der damalige Kardinal Joseph Ratzinger geweiht hat, Bischof wird, erscheint auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich. Im Fall von Heinz Lederleitner ist das anders. Denn der 1958 in Wien Geborene wurde am 14. Februar zum altkatholischen Bischof für Österreich geweiht. Von 1983 war Lederleitner als katholischer Priester der Erzdiözese Wien tätig, 1999 promovierte er an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Im Jahr 2003 konvertierte Lederleitner zur altkatholischen Kirche, weil er die damaligen römisch-katholischen Bischofsernennungen in Österreich als "unbefriedigend" empfand. Seit 2005 ist Lederleitner auch verheiratet. In der altkatholischen Kirche war er Pfarrer in der Kirchengemeinde Krems-St. Pölten sowie Referatsleiter für den altkatholischen Religionsunterricht in Österreich. Am 24. Oktober 2015 wählte die altkatholische Synode Lederleitner zum Nachfolger von Bischof John Okoro, der in den Ruhestand tritt. Die in Österreich seit 1877 anerkannte altkatholische Kirche spaltete sich nach dem I. Vatikanum wegen der dort formulierten Unfehlbarkeit des Papstes von der römisch-katholischen Kirche ab. Sie kennt keinen Pflichtzölibat und erlaubt Scheidungen sowie Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare. Seit den 1990er-Jahren können auch Frauen Priester werden. In Österreich zählt die Kirche ca. 11.000 Mitglieder. Die Bischofsweihe von Heinz Lederleitner, die in der lutherischen Stadtkirche in Wien stattfand, wurde vom altkatholischen Erzbischof von Utrecht, Joris Vercammen, der als Vorsitzender der Internationalen Bischofskonferenz altkatholischer Kirchen fungiert, geleitet. In einem Interview meinte Lederleitner zur Frage, was ihn zurzeit theologisch am meisten bewege: "Immer schon hat mich die Frage nach Gott beschäftigt, die Auseinandersetzung mit dem Schicksal, dem unbegreiflichen Leiden und wie es vielleicht doch aus einer vertrauensvollen, gläubigen Haltung bewältigt werden kann." Bei der Bischofsweihe zitierte Lederleitner auch den gegenwärtigen Papst: "Die Herausforderungen, die sich heute stellen und die heranwachsende Generation beschäftigen, sind nicht damit zu bewältigen, dass 'wir' uns gegen 'andere' stellen, sie können nur gemeinsam bewältigt werden. Katholisch zu sein, bedeutet in diesem Zusammenhang, die Menschheitsfamilie als Ganzes in den Blick zu nehmen, dieses Anliegen des Bischofs von Rom, Papst Franziskus, bewegt wohl auch Sie, die Sie hier sind, auch wenn Sie nicht die Etikette "römisch-katholisch tragen."

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