Der Präsident als Helfer in der Katastrophe

Werbung
Werbung
Werbung

Schon der äußere Anschein, den sich Benigno Simeon Aquino gibt, ist der des unkomplizierten Kumpels. Auf der präsidentiellen Website ist der philippinische Staatschef lässig stehend abgebildet, mit einfachem Sakko, die Hände in den Hosentaschen. Er weiß, was seine Bürger mögen: einen Mann der zupacken kann, dessen Geschichte den Hauch eines Heros und Erlösers hat, und der dort ist, wo man ihn am nötigsten braucht. So lautet auch seine Selbstbeschreibung: als Public Servant, als Diener der Nation.

Diese Rolle versucht er nun in der vom Taifun Haiyan zerstörten Region um die Stadt Tacloban aktiv wahrzunehmen. Eine Woche hat er gebraucht, um zu erkennen, dass das Chaos bei den Hilfsmaßnahmen von Regierungsseite überhand nimmt. Dann reiste er, begleitet von einem Stab von Beamten, Hilfsorganisationen und Medien durch das Katastrophengebiet und will damit auch nicht eher aufhören, als bis sich die Lage gebessert hat.

Die Kompetenz und den guten Willen möchte man Aquino nicht absprechen. Er hat zumindest in eigener Sache oft bewiesen, wie die Dinge herzustellen sind. Der Sohn der verstorbenen Präsidentin und Revolutions-Ikone Corazon Aquino und des Oppositionellen Benigno Aquino jr, hat die bestmögliche Ausbildung genossen, um in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten. So kam es auch, dass er sofort nach dem Tod seines Vaters 1983 die Opposition gegen Diktator Marcos ordnete. 1987 wäre er beinahe bei einem politisch motivierten Attentat gegen seine Mutter ums Leben gekommen. Er wurde durch fünf Schüsse schwer verletzt. Eine der Kugeln konnte bis heute nicht enfernt werden. Trotzdem schreckte das den Sohn der Präsidentin nicht ab, in die Politik zu gehen. Sein Erfolg geht dabei nicht zuletzt auf das Konto von in den USA geschulten Politberatern. Wobei freilich für Außenstehende die Grenzen zwischen Glaubwürdigkeit und geschicktem Marketing verschwimmen. Dass jemand, der seine Präsidentschaft jahrelang als Abgeordneter und Parteifunktionär sorgfältig vorbereitet hat, noch eine Woche im Kloster samt erleuchtender Meditation braucht, um dann endlich und umjubelt ja zu sagen, spricht eher für geschickte Choreographie als für Überzeugung - zumal in einer tief katholischen Gesellschaft. Dass er nicht immer mit der Kirche einer Meinung ist, bewies er zuletzt mit seinem Gesetz für Verhütungsmittel für Arme, gegen das die Kirche Sturm lief. So gesehen ist der Taifun eine Gelegenheit, die Philippinen auch gesellschaftlich zu einen. Schließlich wird auch der Präsident davon profitieren.

Oliver Tanzer

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung