6989621-1986_40_07.jpg
Digital In Arbeit

Die Nebel lichten sich

19451960198020002020

Seit einem halben Jahr versucht Präsidentin Corazon Aquino, die Philippinen neu zu ordnen. Ihr Besuch in den USA zeigte deutlich die Schwierigkeit dieses Unterfangens.

19451960198020002020

Seit einem halben Jahr versucht Präsidentin Corazon Aquino, die Philippinen neu zu ordnen. Ihr Besuch in den USA zeigte deutlich die Schwierigkeit dieses Unterfangens.

Werbung
Werbung
Werbung

Heute sieht es in Manila so aus, als fürchteten die Leute sich, an weiteren Etappen sozialer Veränderungen teilzunehmen: Die philippinische Administration sowie die Armee wurden vom Erbe Marcos gereinigt; doch von den 2.000 neuen Staatsbeamten, die Marcos' Leute ersetzten, müssen heute zehn Prozent aufgrund ihrer Inkompetenz oder ihrer Eigenmächtigkeiten wieder gehen.

Jetzt hat die Regierung für die erste Etappe der Demokratisierung einen Wahlkalender aufgestellt: Referendum über die künftige Konstitution im Dezember

1986, lokale Wahlen im Februar

1987, legislative Wahlen im April 1987. Die politischen Veränderungen, die geschehen müssen, sind gewaltig. Aber es gibt Hoffnung auf Erfolg.

Eine Erklärung für die abwartende Haltung der philippinischen Bevölkerung liegt auch darin, daß die ersten Verhandlungen mit den kommunistischen Partisanen im Norden und den muslimischen Secessionisten im Süden nicht erfolgreich waren. Die kommunistische Guerilla der Neuen Volkspartei (NPA) ist in achtzig Provinzen des Landes aktiv und kontrolliert 20 Prozent der philippinischen Dörfer,. Vor kurzem sagte der Unterhändler der Kommunisten, Satur Ocampo, daß er zu einer Aussprache mit der Regierung in Manila bereit wäre, wenn Corazon Aquino den kommunistischen Delegierten freies Geleit und Immunität garantierte. Und die Regierung Aquino muß Verhandlungen mit den Kommunisten führen, denn ihr Einfluß auf das Volk ist sehr groß.

Die muslimische Guerilla hat vierzehn Jahre lang in dreizehn Distrikten gearbeitet, und Corazon Aquino bot ihnen die Möglichkeit zu Verhandlungen. Dadurch erhielt eine Delegation der nationalen Befreiungsfront Moro, die von Nur Misuari geleitet wird, die Möglichkeit, aus dem Untergrund herauszugehen, um gemeinsam mit den Militärs der Nationalen Armee die Partisanenlager auf der Insel Mindanao und auf dem Archipel Sulu zu inspizieren.

Aus seinem Exilland Saudi-Arabien ließ Nur Misuari wissen, daß er bereit wäre, mit Corazon Aquino zusammenzutreffen, um über die Errichtung eines muslimischen Staates im Süden zu verhandeln. Doch in Kreisen der Armee ist man über ein zu großes Entgegenkommen von Seiten der Regierung gegenüber dieser Front Moro beunruhigt, da man gewalttätige Reaktionen der Christen befürchtet.

In der Außenpolitik betont Manila seine Unabhängigkeit und Bereitschaft zum Dialog mit den Nachbarn und den wichtigsten Partnern. Diese Offenheit hatte Corazon Aquino auf ihrer ersten Auslandsreise für ihre unmittelbaren Nachbarn, Singapur und Malaysia, reserviert.

Ihr erster Besuch in den Vereinigten Staaten war ein realer und dringender „Einsatz“. Aquino, deren sechsmonatige Regierungszeit ihre positive Haltung gegenüber dem Weißen Haus belegt, konnte neben Sympathien auch Unterstützung für sich und ihr Land gewinnen. Präsident Reagan war für sie kein negativer Gesprächspartner.

Nach der Unterredung am 17. September gab Reagan seinem Optimismus bezüglich der philippinischen Zukunft Ausdruck; und am selben Tag hoben die USA die Blockade von 170 Millionen Dollar ökonomischer Hilfe auf. Diese Summe gehört zu jenen 500 Millionen Dollar Hilfe, die Washington Manila im April dieses Jahres versprochen hat. Bei ihrem Besuch im US-Kongreß versuchte Aquino außerdem, eine Erhöhung der Hilfe zu erreichen. Aus amerikanischen Finanzkreisen hört man, daß die von Aquino geforderten Kredite gewährt werden.

Und was die beiden amerikanischen Basen Clark und Subic Bay betrifft, die für die amerikanische militärische Position in dieser Region eine sehr große Bedeutung haben, hat Aquino erneut bekräftigt, daß sie diese bis 1991 laufenden Verträge achten werde.

Was die Unterhandlungen mit der kommunistischen Guerilla betrifft, die Washington mit Besorgnis beobachtet, hat Aquino betont, daß ihre Verhandlungsbereitschaft mit der Guerilla eine militärische Lösung nicht ausschließe. Und Reagan hat Aquino seine „volle“ Unter Stützung für ihr Bemühen zugesagt, den Konflikt mit den Guerilleros zu beenden.

Der einwöchige Besuch Aqui-nos in den USA schuf die Möglichkeit, den Nebel aufzulösen, der sich auf die Beziehungen USA—Philippinen nach dem Sturz Marcos gelegt hat. In Washington begrüßt man die persönliche Courage und das Engagement Corazon Aquinos sowie ihre harte Arbeit für die politische Gesundheit des Landes.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung