Embryonale Stammzellen: Anfrage an Ulrich Körtner

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Einen Mangel an politischer Courage und Ehrlichkeit in der Frage der embryonalen Stammzellenforschung attestierte unlängst der evangelische Theologe Ulrich Körtner der Bundesregierung.

Anstatt wie andere europäische Länder angesichts der forschungspolitischen Wirklichkeit und der Mehrheitsposition in Europa ein eigenes Embyonenforschungsgesetz vorzubereiten, liefere sie Scheingefechte im Widerstand gegen das EU-Rahmenprogramm und laviere mit innenpolitischen Manövern herum.

Um die römisch-katholische Kirche und konservative Wählerkreise zu besänftigen, wie Körtner vermutet.

Im Unterschied zu Körtner habe ich keinen umfassenden Einblick in die Vorgänge auf österreichischer und schon gar nicht auf europäischer Ebene. Und was eine Bundesregierung in der EU soll, kann Körtner als Mitglied der Ethikkommission des Bundeskanzleramtes besser beurteilen.

Ich stelle mir nur die Frage, was die Rolle der Kirchen in dem ganzen Spiel sein soll. Das Unausweichliche mitgestalten zu wollen, statt sich mit "unrealistischen" Grundpositionen aus dem Spiel zu bringen, hat viel Logik für sich. Man kann dabei vielleicht Dinge verhindern helfen, die andernfalls geschehen würden. Mir ist diese Überlegung keineswegs fremd. Und ich kann darin auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für die Zukunftsentwicklungen unserer Gesellschaft erkennen, wie es uns als Christen und Kirchen wohl ansteht.

Ich frage mich aber gleichzeitig, wo wir dabei mit unserem prophetischen Auftrag bleiben. Ob wir mit der Mitgestaltungsstrategie letztlich genauso verkauft sein werden, wie wir es mit unrealistischen Grundpositionen schon jetzt sind. Nur mit dem Unterschied, dass wir uns mit dem "Stück des Weges", den wir mit der "Mehrheitsposition" mitgegangen sind, grundlegend kompromittiert haben und dafür ausfallen, die Wahrheit über Entwicklungen beim Namen zu nennen.

Ich frage mich, weil ich es nicht weiß. Es ist eher eine Ahnung. Wir sollten darüber auch zwischen den Kirchen diskutieren. Mit "Courage und Ehrlichkeit".

Der Autor ist Pfarrer von Probstdorf sowie Universitätsseelsorger an den Universitäten für Wirtschaft und für Bodenkultur in Wien. Er leitet in der Erzdiözese Wien auch die "Ombudsstelle für Opfer sexuellen Missbrauchs durch kirchliche Mitarbeiter".

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