Entrückte Sprache über Sex

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Zu einer meiner Hoffnungen für die Zukunft meiner Kirche gehört, dass sie doch einmal einen Ausbruchsversuch aus der bisherigen Art von Stellungnahmen zu sexual-ethischen Fragen wagt. Anstatt deutlich zu machen , worum es in dieser elementaren Dimension menschlichen Lebens und Zusammenlebens wirklich geht und was dabei für die Menschlichkeit auf dem Spiel steht, wird in einer entrückten, apodiktisch-defensiven Sprache ungewollt der Verharmlosung der anstehenden Fragen Vorschub geleistet.

Ungewollt, weil das Ziel doch das Gegenteil sein dürfte. Solange wir aber in der Kirche zwischen einer abstrakten Wert-Verteidigung und einem abenteuerlichen Begriff von Schuld in der Sexualität pendeln, werden wir zugleich dem weiteren rapiden Bedeutungsverlust dessen zuschauen müssen, was wir dazu zu sagen haben. Wie wir beim Leben von Sexualität miteinander und mit uns selbst umgehen. Was der Würde des Menschen entspricht und was nicht. Wie Sexualität füreinander gestaltet, wie sie aber auch zur Benützung und Erniedrigung des anderen werden kann. Dazu und zu vielem anderen lässt sich aus der Sicht des biblisch-christlichen Menschenbildes einiges von ungebrochener Aktualität sagen.

Und ist auch immer wieder gesagt worden. Überlagert freilich von einem Drang zur Bevormundung des gewissensbegabten Menschen und zur Vorabfestlegung dessen, was gut oder böse ist, bis ins kleinste Detail und in die äußerste Banalität. Ein Fressen nicht zuletzt für alle, denen an der Banalisierung von Sexualität liegt, weil auch sie so zu einem Stück des alles bestimmenden Marktes gemacht werden kann, auf dem man verkaufen und sich bedienen kann. Bloß zu wiederholen, was und wie man schon immer dazu gesprochen hat, schützt noch keine Werte.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger in Wien.

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