Evangelisch treu

In seiner Amtszeit war er in der eigenen Kirche nicht unumstritten: Oskar Sakrausky, von 1968 bis 1983 Bischof der Evangelischen Kirche A.B., galt als Vertreter des konservativen Kirchenflügels. Insbesondere in der Abtreibungsfrage engagierte er sich Mitte der siebziger Jahre klar - Seite an Seite mit den Repräsentanten der katholischen Kirche. Sein Vergleich der Fristenregelung mit den Nürnberger Rassegesetzen trug ihm aber scharfe Kritik ein, später distanzierte er sich vorsichtig davon.

Auch über das evangelische Engagement in der Dritten Welt war Sakrausky nicht immer glücklich, unter anderem wandte er sich gegen das Antirassismus-Programm des Weltkirchenrates, weil er dessen Linkstendenzen ablehnend gegenüberstand. In der Hilfsorganisation "Christian Solidarity International", deren Vizepräsident er bis heute ist, engagiert sich Sakrausky hingegen seit Jahren für die Achtung der Menschenrechte und das Aufzeigen gegenwärtiger Christenverfolgung, wie auch am 12. März beim CSI-Schweigemarsch für verfolgte Christen in Wien (siehe auch unter "Ökumene" auf dieser Seite).

Sakrausky, 1914 in Oberösterreich geboren, wurde 1939 in Böhmen zum Pfarrer ordiniert. Ab 1941 war er Soldat und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr 1950 war er in der Steiermark und Kärnten als Pfarrer tätig, 1962 wurde er Oberkirchenrat, 1968 trat er die Nachfolge von Bischof Gerhard May an.

Nach seiner Emeritierung 1983 blieb Sakrausky ein gefragter Seelsorger und Prediger. Er engagierte sich auch sehr für das österreichische Protestantismus-Museum in Fresach/Kärnten und trat mit wissenschaftlichen Arbeiten zur slowenischen und kroatischen Reformation hervor.